Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.
Exposition of Music – Electronic Television | Participation TV
»Exposition of Music – Electronic Television«, 1963
Participation TV | Fotografie | Fotograf: Peter Brötzmann
John Cage, Paik und die Fluxus-Künstler greifen mit dem "präparierten" und zerstörten Klavier das Instrument der europäischen Musiktradition und das Symbol des gutsituierten bürgerlichen Heims an. Paik überträgt dies auf das Fernsehen, welches in den 60er Jahren als teuerstes Möbel im Haus die Nachfolge des Klaviers antritt. Mit seinen Modfikationen zeigt Paik verschiedene mögliche Haltungen des Zuschauers gegenüber dem TV-Bild, die vom Meditationsobjekt ("Zen for TV") bis zum Interaktionsobjekt ("Participation TV") reichen. Paiks Idee, dem Betracher statt passivem Konsum aktive Teilhabe am Fernsehen zu ermöglichen, weist voraus bis zur heutigen Diskussion über Interaktivität und Multimedia als Massenmedien des 21. Jahrhunderts.


 Exposition of Music – Electronic Television

In der Galerie im Privathaus des Architekten Rolf Jährling inszeniert Paik vom 11.-20.3.1963 seine erste wichtige Ausstellung, die bereits im Titel seinen Übergang von der Musik zum elektronischen Bild anzeigt. Vier präparierte Klaviere, mechanische Klangobjekte, mehrere Schallplatten- und Tonbandinstallationen, zwölf modifizierte Fernsehgeräte und ein frisch geschlachteter Ochsenkopf über dem Eingang gehören zu dem nur zehn Tage jeweils zwei Stunden abends von halb acht bis halb zehn geöffneten Ereignis. Die zeitgenösssichen Besucher haben, wie die Presseberichte zeigen, die über das ganze Haus bis in die Privaträume verteilte Ausstellung als Gesamtereignis erlebt und den Raum mit den Fernsehgeräten oft nur en passant wahrgenommen. Heute gilt dieser Raum als Startpunkt der späteren Videokunst, obwohl Paik damals noch keine Videogeräte zur Verfügung hat, sondern nur mit preiswert erworbenen, gebrauchten Fernsehern arbeitet, an denen er Modifikationen vornimmt, die das Bild des laufenden Fernsehprogramms verzerren. Bis 1963 gab es in Deutschland nur ein einziges Fernsehprogramm, das nur wenige Stunden am Abend sendet, was auch ein Grund für die späten Öffnungszeiten von Paiks Ausstellung sein mag. Im Unterschied zu den zeitgleichen Fluxus-Aktionen gab es über Paiks Projekt keinerlei Fernsehberichte.