Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.
Exposition of Music – Electronic Television | Prepared Pianos
»Exposition of Music – Electronic Television«, 1963
Prepared Pianos | Fotografie | Fotograf: Rolf Jährling
Die Eingangshalle des Hauses mit vier präparierten Klavieren. Während John Cage Klaviere nur für Aufführungen vorübergehend präpariert, baut Paik die Instrumente völlig um, damit das Publikum sie interaktiv erproben kann. In der Beschreibung von Tomas Schmit, einem Mitarbeiter Paiks, heißt es: "was mit dem ersten klavier los ist, ist nicht sichtbar, sondern greifbar: durch ein unterlegtes brett ist die tastatur fixiert; keine der tasten läßt sich drücken oder gar saiten erschwingen. das zweite liegt auf dem rücken, und sein inneres liegt offen: es ist mit den füßen, im drübergehen, zu spielen (...). for all senses die beiden anderen pianos; unser altes kulturmöbel klavier als vehikel für ein ziemlich totales spektakel (...). allerlei taktiles erwartet die fingerkuppen (auf der tastatur): ein fettnäpfchen, heftzweckspitzen, weiches, rauhes etc. die launige mechanik des klaviers ist auf dreierlei art benutzt: - ich drücke eine taste, die taste bewegt den hammer, und der schlägt auf die saite/n; manche der hämmer sind durch auf und viele der saiten durch allerlei drauf-, drunter- oder zwischengestecktes präpariert (...). - ich drücke eine taste, die taste bewegt den hammer, und der bewegt das, was an ihm steckt oder hängt; zum beispiel: er läßt einen über den deckel baumelnden alten schuh auf- und abwippen. - ich drücke eine taste, und die drückt z.B. einen unter ihr angebrachten quietschbalg; oder einen elektrischen schalter: die schaltungen sind wiederum von dreierlei art, gewissermassen druck-, kipp- und doppelschaltungen; beispiele: - wenn ich das "cis ‘'' drücke, ertönt ein transistorradio; es verstummt, sobald ich das "cis’'' loslasse. - wenn ich das "f" drücke, gerät ein auf den resonanzboden geschraubter elektromotor in wallung; er beruhigt sich wieder, wenn ich das "f" ein zweites mal drücke. - wenn ich das "c" drücke, fängt ein heißlüfter an, mir warmluft auf die beine zu blasen; der knopf, der ihn wieder ausschaltet, verbirgt sich unter dem "a". über das erwähnte hinaus werden auf diese arten mehrere transistorradios, ein oder mehrere filmprojektoren, eine sirene (und anderes?) bedient. eine taste schaltet die gesamte beleuchtung des raumes aus (und wieder an, sofern man das ding im dunklen wiederfindet)." Dieter Daniels


 Exposition of Music – Electronic Television

In der Galerie im Privathaus des Architekten Rolf Jährling inszeniert Paik vom 11.-20.3.1963 seine erste wichtige Ausstellung, die bereits im Titel seinen Übergang von der Musik zum elektronischen Bild anzeigt. Vier präparierte Klaviere, mechanische Klangobjekte, mehrere Schallplatten- und Tonbandinstallationen, zwölf modifizierte Fernsehgeräte und ein frisch geschlachteter Ochsenkopf über dem Eingang gehören zu dem nur zehn Tage jeweils zwei Stunden abends von halb acht bis halb zehn geöffneten Ereignis. Die zeitgenösssichen Besucher haben, wie die Presseberichte zeigen, die über das ganze Haus bis in die Privaträume verteilte Ausstellung als Gesamtereignis erlebt und den Raum mit den Fernsehgeräten oft nur en passant wahrgenommen. Heute gilt dieser Raum als Startpunkt der späteren Videokunst, obwohl Paik damals noch keine Videogeräte zur Verfügung hat, sondern nur mit preiswert erworbenen, gebrauchten Fernsehern arbeitet, an denen er Modifikationen vornimmt, die das Bild des laufenden Fernsehprogramms verzerren. Bis 1963 gab es in Deutschland nur ein einziges Fernsehprogramm, das nur wenige Stunden am Abend sendet, was auch ein Grund für die späten Öffnungszeiten von Paiks Ausstellung sein mag. Im Unterschied zu den zeitgleichen Fluxus-Aktionen gab es über Paiks Projekt keinerlei Fernsehberichte.