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Lucio Fontana
»Das Manifest des Movimento Spaziale im Fernsehen«

Wir Vertreter einer raumbezogenen Kunst strahlen zum ersten Mal in der Welt durch das Fernsehen unsere neuen Kunstformen aus, die auf unserer Raumkonzeption und deren doppeltem Aspekt beruhen. Unter Raum verstehen wir einmal jene Räume, die einst als geheimnisvoll galten und jetzt bekannt und erforscht sind und von uns darum wie eine Materie behandelt werden.

Zum zweiten verstehen wir unter Raum die immer noch unbekannten kosmischen Räume, denen wir als ahnungs- und geheimnisvollen, künstlerischen und seherischen Vorstellungen entsprechenden Gegebenheiten entgegentreten.

Das Fernsehen ist ein von uns lange erwartetes künstlerisches Mittel, das unsere Konzeption integrieren wird. Wir freuen uns, daß dieses Manifest, das alle Bereiche der Kunst erneuern soll, vom italienischen Fernsehen gesendet wird. Es stimmt, daß die Kunst ewig ist, aber sie war immer an die Materie gebunden. Wir dagegen wollen sie von dieser Fessel befreien, wir wollen, daß sie – selbst bei einer einzigen Minute Sendezeit – im Weltraum tausend Jahre lang dauern soll.

In unserer Kunst vervielfältigen sich die Horizontlinien ins Unendliche, in unendliche Dimensionen. Sie gelten der Bemühung um eine Ästhetik, für die das Bild nicht mehr Bild, die Skulptur nicht mehr Skulptur ist und die geschriebene Seite sich von ihrer typographischen Form löst. Wir Vertreter einer raumbezogenen Kunst fühlen uns als Künstler von heute, denn die Ermngenschaften der Technik stehen nunmehr im Dienst der Kunst, zu der wir uns bekennen.

Mailand, den 17. Mai 1952.

Ambrosini, Burri, Crippa, Deluigi, De Toffoli, Dova, Donati, Fontana, Giancarozzi, Guidi, joppolo, La Regina, Milena Milani, Morucchio, Peverelli, Tancredi, Vianello.

(Dieses Manifest wurde anläßlich von Lucio Fontanas Fernsehsendung verfasst.)

Quelle: Edith Decker /Peter Weibel, Vom Verschwinden der Ferne, Köln 1990, S. 66.