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William Kentridge »Felix in Exile«
William Kentridge, »Felix in Exile«, 1994
Videostill | © William Kentridge
 


 
 

Kategorien: Film

Schlagworte: Geschichte | Malerei | Narration


Südafrika | 8' 43" | Regie: William Kentridge | Ton: Wilbert Schübel | Musik: Philip Miller | Schnitt: Angus Gibson | Archiv / Sammlung: Museum Ludwig, Köln | 35mm-Film
 

 William Kentridge
»Felix in Exile«

»Felix in Exile« ist der fünfte der aus acht Filmen bestehenden Reihe »Drawings for Projection«, an der William Kentridge von 1989 bis 1999 arbeitete. Alle diese Filme bestehen aus 30 bis 40 Kohlezeichnungen. Sie transportieren poetische und politische Geschichten, wobei Kentridge die Bearbeitung, das Auslöschen, Radieren undv Überzeichnen nicht wie in den meisten Trickfilmen üblich versteckt, sondern bewußt als künstlerisches Ausdrucksmittel benutzt. Während Kentridge seine Filmerzählungen im Prozess des Zeichnens entwickelt, werden Überarbeitungen immer wieder mit einer 35mm-Kamera fotografiert. Die Technik der Kohlezeichnung ermöglicht einen fließenden Übergang von Stadium zu Stadium. Dieser sich in Felix in Exile über dreißig bis vierzig Blätter vollziehende sowohl gedankliche als auch materielle Entwicklungsprozess ist in der Aneinanderreihung der 35mm-Aufnahmen im Film »dokumentiert«.
Felix in Exile entstand 1994 während der die ersten freien Wahlen in Südafrika begleitenden öffentlichen Debatten um den Zusammenhang zwischen der Verteilung des Landbesitzes und der Herausbildung von Identität. Erzählt wird die Geschichte des in Paris lebenden Exilanten Felix und der Landvermesserin Nandi. Sie ist sein Alter Ego und steht ebenso für die Sehnsucht nach Heimat, wie sie an seiner statt Zeugnis ablegt über die Ereignisse im neuen demokratischen Südafrika. So wie ihn in seinem Zimmer die Angst und die Erinnerung überfluten wird, so schlägt über Nandi, die erschossen wird, die Erde zusammen.
Im Spiegel finden sich ihre Blicke. Die eigene zeichnerische Produktion überflutet sein karges Zimmer, wie das Wasser, die Erinnerung und die Sehnsucht. Nandi hingegen ist eingebettet in kosmische Weite, die sich im Elend des schwarzen Südafrikas bricht. Nandis Vermessungsinstrumente suchen in der Topografie der Landschaft nach Spuren der Geschichte, nach einem Maß für das Sein, nach einer Richtung.
Die Zeichnungen und Bilder von Felix und Nandi überlagern sich und funktionieren in beiden Fällen als seismografische Dokumente der Erschütterungen. Die Opfer der Geschichte werden von den sich auf sie niederlegenden Tageszeitungen überdeckt und schreiben sich in die Landschaft ein. Auch Nandi findet den Tod. Felix wiederum findet sich, den Koffer gefüllt mit Zeichnungen, in der verwüsteten Landschaft seiner Heimat wieder.