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Runa Islam
»The Gaze of Orpheus«
Der Film beginnt mit der Ansicht auf den Hinterkopf einer jungen Frau. In stetiger Geschwindigkeit dreht sie sich langsam zum Betrachter hin. Kurz bevor uns ihr durchdringender Blick für eine Sekunde trifft, nimmt die Geschwindigkeit der Bewegung fast unmerklich zu.
In der Arbeit von Runa Islam sind die wesentlichen Elemente des Mythos von »Orpheus und Eurydike« verdreht. [Hier] ist es die Frau (= Eurydike?), die sich dem Betrachter (= Orpheus?) zuwendet. Sie fällt zwar ähnlich wie im Mythos im Moment des Erblickens in das Schattenreich zurück, jedoch nur, um aus dem Schwarz der Projektionsfläche als endlose Wiedergängerin den Betrachter in die mechanische Konstruktion filmisch reproduzierbaren Begehrens zu verwickeln.
In »Gaze of Orpheus« ist noch ein anderes Motiv am Werk: Es ist das klassische Filmmotiv des schnell über die Schulter zurückgeworfenen Blicks, Ausdruck einer zu erwartenden Bedrohung, die oft mit der Gewissheit des/der ProtagonistIn einhergeht, im nächsten Moment von der ›Bildfläche‹ zu verschwinden. Erneut in eine sich endlos wiederholende, auf ewig hinausgeschobene Erwartungshaltung fixiert, verbleibt der Betrachter im Vakuum einer nicht eingelösten, aber möglichen Erzählung.
(Auszug aus Text von Hans D. Christ für die Ausstellung »dialogues & stories«, hartware, Dortmund 2001)