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Heath Bunting »_readme«
Heath Bunting, »_readme«
Screenshot | © Heath Bunting
Web-Link: _readme
Screenshot von Heath Buntings "_readme" (1998)
 


 
 

Relevante Textstellen:

icon: authorDieter Daniels »Medien → Kunst / Kunst → Medien«


 

 Heath Bunting
»_readme«

In Heath Buntings Netzprojekt «_readme» enthält jedes Wort eines Presseartikels über Bunting ein Link zu einer Dot.Com-Website mit ebendiesem Namen. Während im Entstehungsjahr 1998 noch die meisten Links ins Leere laufen, haben Firmen innerhalb weniger Jahre auch die absurdesten und banalsten Worte als Domainnamen gekauft, so dass heute fast alle Links zu entsprechenden Websites führen. Mit diesem Projekt verweist Bunting auf die auch im Untertitel «Own, Be Owned or Remain Invisible» genannte Kommerzialisierung der Wahrnehmbarkeit im Internet seit Ende der 1990er Jahre. Aus der kompletten Okkupation der Umgangssprache durch die fast das gesamte Vokabular erfassende Vergabe von Internet-Domain-Namen macht er eine Hypertext-Anleitung zum Flanieren in einem endlos verlinkten Informationsraum, wo aber jede in den Ausgangstext technisch implementierte Assoziation ihre kommerzielle Bedeutung hat. Schon Duchamp war der Meinung, dass Kunst nur dann existiert, wenn sie wahrgenommen wird. Bunting zeigt, dass die Struktur der Wahrnehmung im Internet selbst zur Frage von Besitzverhältnissen werden kann, wie sie durch Links, Suchmaschinen und Domain-Namen bestimmt sind. Dadurch wird sichtbar, dass die Ruinen der «großen Erzählung» zugleich die Fundamente der «new economy» sind. Weiter kann die künstlerische Antizipation der industriellen Okkupation von Imagination wohl kaum getrieben werden.

(Quelle: Dieter Daniels, Kunst als Sendung. Von der Telegrafie zum Internet, München 2002, S. 203.)