Viktoria Binschtok
»Schienen/Railroadtracks«

Wie die Arbeit »Globen« beschäftigt sich »Schienen« mit Objektfotografien privaten Ursprungs, welche sich im Internet hinter einem
bestimmten Begriff verbergen. Bei dem Begriff Schienen handelt es sich um Einzelteile, welche dem Oberbegriff Modelleisenbahn zuzuordnen sind. Der Fundus der dazu gehörigen digitalen Bilddateien im worldwideweb ist - vermutlich auf Grund der Popularität des Hobbys Modelleisenbahn - stark vertreten.
Betrachtet man die Fülle der Schienenbilder genau, so stellt man fest, dass die
Macher der Bilder mit einer wesentlichen Entscheidung konfrontiert sind: die
Gegenstände im Chaos oder in einer gewissen Ordnung in unser Blickfeld zu
rücken.
Das Prinzip Chaos kann man als Zufallsanordnung verstehen, welche sich durch
beispielsweise Auskippen einer Kiste mit Modelleisenbahnschienen zwangsläufig
ergibt. Zwar wäre das Chaos jedes Mal ein anderes, die Anmutung eines
ungeordneten Durcheinanders bliebe dennoch dieselbe.
Die Entscheidung die Einzelteile einer Ordnung zu unterwerfen ist jedoch an einen
kreativen Akt des Autors gebunden. Welchen Kriterien seine Schienenmuster
unterliegen bleibt allerdings unbekannt.
Die Fotografien zeigen die von der Künstlerin ausgewählten abstrakten sowie zufällig entstandenen Formationen der beschriebenen Bilder. Da die Bilder am Ende
entkontextualisiert an der Wand hängen, sind sie für den nicht informierten
Betrachter nur schwer einem Genre zuzuordnen. Selbst die Schienen, obwohl sie
uns bekannte Objekte sind, sind durch die Abstraktion kaum zu erkennen. Nur der
Titel bietet den Hinweis auf das, was wir sehen.