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textz.com »walser.php«
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Espenschied, Dragan; Freude, Alvar| Espenschied, Dragan; Freude, Alvar »insert_coin«


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Im Mai 2002 hatte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) es abgelehnt, eine Vorabversion von Martin Walsers neuem Roman Tod eines Kritikers abzudrucken, da erstens die Hauptfigur des Romans eine allzu deutliche Ähnlichkeit mit dem bekannten jüdischen Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki aufwiese und zweitens, weil der Roman, so der Herausgeber der FAZ Frank Schirrmacher, ein »Repertoire antisemitischer Klischees« enthielte. Alsbald entspann sich eine wilde Debatte in den Feuilletons der deutschen wie internationalen Medien, die daraufhin vom Suhrkamp Verlag mit einer Kopie des Manuskripts belieferte wurden. Dies geschah zum Teil über den Versand eines PDF-Dokuments, was zur Folge hatte, dass nicht lizenzierte Kopien im Internet auftauchten. Während sich der Suhrkamp Verlag schließlich dazu entschloss, den Roman Tod eines Kritikers am 26. Juni 2002 vorzeitig zu veröffentlichen, war auch textz.com auf das Walser-Manuskript aufmerksam geworden. Als Pool für elektronisch publizierte, kritische Textproduktionen schien man hier jedoch nicht besonders von Walsers Werk angetan zu sein und beförderte auf der Website eine Datei mit dem Titel »walser.pdf« kurzerhand in den virtuellen Papierkorb.1 Kurze Zeit später erhielt textz.com von Anwälten des Suhrkamp Verlags wegen angeblicher Urheberrechtsverstöße eine Abmahnung.2 Unter der verdächtigen Dateibenennung walser.pdf befand sich jedoch nicht etwa das berüchtigte Walser-Manuskript, sondern Bruce Sterlings Veröffentlichung The Hacker Crackdown - Law and Disorder on the Electronic Frontier, ein von dem amerikanischen Autor als sogenannte „Literary Freeware“ freigegebenes und autorisiertes E-Book, das sich mit den urheberrechtlichen Streitigkeiten und Grauzonen des elektronischen Publizierens auseinandersetzt. Die Betreiber von textz.com verstießen somit also keineswegs gegen die Veröffentlichungsrechte des Suhrkamp Verlags, dessen Rechtsabteilung schließlich nach einer kurzen Mailkorrespondenz auch nichts weiter von sich hören ließ.
Am 24. Juni 2002 führte textz.com diesen Streich noch einen Schritt weiter: Statt Walsers Manuskript direkt als Textdatei zum Download anzubieten oder einen weiteren Link auf eine entsprechende Kopie zu setzen, hat textz.com den 10.000 Zeilen umfassenden Quellcode eines Perl-Scripts3 veröffentlicht, das über einen entsprechenden Perl-Interpreter eine ASCII-Textversion von Walsers Tod eines Kritikers generieren kann. Weil die PHP-Datei selbst den Text nicht in sicht- bzw. lesbarer Form enthält, kann sie als freie Software unter der GNU General Public License der Free Software Foundation frei distribuiert werden. Ausdrücklich weist textz.com auf seiner Website daraufhin, dass dieses Skript nicht ohne die ausdrückliche, schriftliche Genehmigung des Suhrkamp Verlags in Frankfurt ausgeführt werden darf. Das Perl-Skript »walser.php« enthält des Weiteren die Utility »makewalser.php«, mit der PHP-Skripte auch für andere Texte erstellt werden können.