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Themenicon: navigation pathMedienkunst im Überblickicon: navigation pathGesellschaft
 
Das Schweigen deutscher Räume erschreckt mich (Odenbach, Marcel), 1982Wenn die Wand an den Tisch rückt (Odenbach, Marcel), 1990Zygosis; John Heartfield and the Political Image (Gorilla Tapes), 1991
 
dial H-I-S-T-0-R-Y (Grimonprez, Johan), 1997Space Surrogate I (Dubai) (Lachenmann, Philipp), 2000I Only Wish That I Could Weep (Ra’ad, Walid), 2001
 

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Gedicht »Der Erlkönig« in der Vertonung von Franz Schubert zur Grundlage einer emotional dichten Montage, die einen Rückblick in die eigene Vergangenheit mit einer historischen Dimension verknüpft. Die im Titel genannten Verluste an Rückbindungen gesellschaftlicher, familiärer oder religiöser Art sind ebenso Bedrohung wie Erlösung. In Odenbachs Installationen führen einzelne, symbolische Objekte zu einer Situierung des Monitors im Raum. Das ortlose elektronische Bild wird damit in einen direkten Bezug zum Betrachter gestellt. Es reichen je ein paar Schuhe auf dem Boden vor den TV-Bildschirmen von »Das Schweigen deutscher Räume erschreckt mich« (1982), um eine Vielfalt kultureller Assoziationen und möglicher Verhaltensweisen anzudeuten. In seiner Arbeit zur deutschen Wiedervereinigung »Wenn die Wand an den Tisch rückt« (1990) nehmen die Monitore selbst den Platz von Versatzstücken der deutschen Geschichte ein: ein zu zwei Bildern verdoppelter DDR-Soldat, der immer noch auf Geheiß seines bereits untergegangenen Staats die Ewige Flamme in der

 

Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus in der Neuen Wache am Berliner Schlossplatz bewacht.

Das Verfahren der analytischen De-Konstruktion ist seit den 1980er Jahren zu einer gängigen Technik geworden.[23] Die Arbeit mit ›vorgefundenen Bildern‹ – im Kontext des experimentellen Films gibt es dafür den Begriff des Found Footage[24] – findet sich unter anderem in den Arbeiten von Gorilla Tapes (Gavin Hodge/Tim Morrison/Jon Dovey, »Zygosis«, 1988), Johan GrimonprezDial H.I.S.T.O.R.Y«, 1997), Philipp LachenmannSurrogate I (Dubai)«, 2000), Walid Ra'ad/The Atlas GroupI Only Wish That I Could Weep«, 2001) und vielen anderen. Diese seit den 1980er, vor allem aber in den 1990er Jahren entstandenen Arbeiten zeichnen sich jedoch auch durch einen stark ›synthetischen‹ Aspekt aus: Vorgefundene Fragmente werden in einen neuen fiktionalen Zusammenhang und neue narrative Sinngefüge gestellt und oft auch ›gegen den Strich‹ gelesen. Explizit mit der Dekonstruktion von Corporate Identity und Unternehmens-Logo-Kultur der 1990er Jahre setzen

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