Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser. |
nun nicht mehr nur die Darstellung des Verlaufs von wirklichen oder erdachten Ereignissen, die auf einem Sender-Empfänger-Modell beruht, sondern wird bei Joyce zu einem kommunikativen Akt. Um dies zu erreichen, entwickelt er verschiedene narrative Strategien, die sich im Folgenden als wegweisend vor allem für die Medienkunst der 1980er und 1990er Jahre des 20. Jahrhunderts herausstellen werden. Insbesondere in »Finnegans Wake« stößt die lineare Erzählung eines objektiven Berichts immer wieder an ihre Grenzen. Der Text schafft ständig neue Konstellationen, die offen sind für wechselnde Verbindungen und für das Knüpfen immer neuer Knoten. Das Lesen wird zusehends zu einem ›networking‹.[10]
Dieser Blick auf das Joycesche Werk wäre sicher nicht ohne die poststrukturalistische Theorie und ohne die Metapher des Rhizoms möglich, die Gilles Deleuze und Felix Guattari 1977 entworfen haben. Sie schreiben: »Das Rhizom selbst kann die verschiedensten Formen
annehmen, von der Verästelung und Ausbreitung nach allen Richtungen an der Oberfläche bis hin zur Verdichtung in Knollen und Knötchen […]. Jeder beliebige Punkt des Rhizoms kann und muß mit jedem anderen verbunden werden.«[11] Damit bildet das Rhizom die ideale Metapher für eine narrative Strategie, die bei Joyce bereits angelegt war, die allerdings ihre ästhetische Realisierung erst mit der Entwicklung des Computers erfuhr. Seit Mitte der 1960er Jahre wurde die Erzählstrategie des Hypertexts in der Kunst diskutiert. Theodor Nelson, der den Begriff ›Hypertext‹[12] bereits 1965 prägte, verfolgte seit den 1970er Jahren die Idee, eine Software zu entwickeln, die wie die Bibliothek von Babel alle Schriften verwaltet und es den Benutzern ermöglicht, an Stellen, an denen sie weiterführenden Hinweisen folgen wollen, sofort den entsprechenden Text aufzurufen. Nelson definiert Hypertext als »nicht-sequentielles Schreiben – ein Text, der sich verzweigt und dem Leser Wahlmöglichkeiten läßt, am besten am interaktiven Bildschirm«.[13] Interaktive Installationen und Environments, die seit Mitte der 1980er Jahre in Europa und den USA entstanden, nutzen das