Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.
 
Martin Wattenberg »Apartments«
Martin Wattenberg, »Apartments«, 2001
Screenshot | © Martin Wattenberg
 


 
 

Kategorien: Internet

Schlagworte: Architektur

Relevante Textstellen:

icon: authorRudolf Frieling »Das Archiv, die Medien die Karte und der Text«

Web-Links:

Apartements


USA
 

 Martin Wattenberg
»Apartments«

Die Betrachter der Netzarbeit sehen sich zunächst allein einem blinkenden Cursor gegenüber. Indem sie anfangen, Wörter einzugeben, beginnen die Räume eines Apartments Gestalt in Form eines Grundrisses anzunehmen. Die Architektur beruht dabei auf der Semantik der eingegebenen Wörter, die je nach der jeweiligen thematischen Analyse reorganisiert werden. Die Apartments werden dann zu Gebäuden und Städten gruppiert in Relation zu den linguistischen Eigenschaften. Jede Wohnung wird zudem in einen drei-dimensional navigierbaren Raum übersetzt, sodass sich gegensätzliche Beziehungen zwischen abstrakten Plänen/Texten und erfahrbaren Bild- und Tönräumen ergeben.
Die Idee zu »Apartment« beruht auf den alten Vorstellungen eines Gedächtnisraumes. In den Mnemotechniken der Antike, als es noch keine »Post-It« Sticker gab, imaginierte Cicero die Möglichkeit, Themen mit dem Gang durch die Räumlichkeiten einer Villa zu verknüpfen und sie dann beim geistigen Durchlaufen der Räume wieder abzurufen und zu rezitieren. Indem eine Beziehung zwischen Sprache und Raum hergestellt wird, verbindet »Apartment« das geschriebene Wort mit räumlichen Konfigurationen.
Weitere Bezüge für »Apartment« sind vor allem französischer Herkunft: Gaston Bachelards »Poetik des Raums«, der bestimmte Bücher psychologisch mit Zimmern eines Hauses assoziierte; Oulipo mit ihrer Idee der potentiellen Literatur (wir schaffen die Möglichkeit einer bestimmten Form zu schreiben); schließlich Apollinaire's »Calligrammes«, die sich mit der räumlichen Anordnung eines Texts auf dem Papier beschäftigt und dies in seine Poesie einfließen lässt. Die zentrale Quelle ist aber Francis Yates »Art of Memory«, die Abhandlung zu den verschiedenen antiken Mnemotechniken.
(Marek Walczak/Martin Wattenberg)