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Gordon Pask »The Colloquy of Mobiles« | Installationsansicht, ICA London 1968, »Cybernetic Serendipity«
Gordon Pask, »The Colloquy of Mobiles«, 1968
Installationsansicht, ICA London 1968, »Cybernetic Serendipity« | © Amanda Heitler
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Mit der Idee der »Umgebung mit ästhetischem Potential« entwickelte Pask ein kybernetisches Modell für das Verhältnis von Betrachter und Kunstwerk, ein Spezialfall des Verhältnisses von Mensch und Umwelt. Der Mensch, so Pask, erkundet seine Umwelt nach neuen Situationen, die er dann lernt zu verstehen und zu kontrollieren. Die Erkundung der Umwelt, der Vorgang der Abstraktion und der Assimilation von Wissen seien »vergnügliche Formen von Aktivität«. Ein »aesthetic potential environment« solle folgende Eigenschaften haben: Es muss eine Vielfalt anbieten, die Neuheit anbietet, aber dennoch intellegibel bleibt. Es muss Formen enthalten, deren Interpretation der Betrachter erlernen kann, und Hinweise, die diesen Lernprozess überhaupt ermöglichen. »Zudem«, so Pask, » könnte es einem Menschen antworten, ihn in eine Konversation verwickelt und seine eigenen Charakteristika an den vorherrschenden Modus des Diskurses anpassen.« Pask betont, mit einem Verweis auf Abraham A. Moles, dass prinzipiell jedes gute Kunstwerk diesen Anforderungen entspricht und der Betrachter auch mit einem Gemälde »interagiert«. »Unsere innere Repräsentation eines Bildes, unsere aktive Wahrnehmung antwortet und beginnt eine innere Konversation mit dem Teil unseres Geistes, der für die unmittelbare Aufmerksamkeit verantwortlich ist.« Ein »adaptives oder reaktives Environment ermöglicht es, diesen Diskurs zu externalisieren«. Der Vorgang der »Konversation« zwischen Betrachter und Werk wird damit beobachtbar. In der Interaktion mit dem Environment kann der Betrachter jedoch außerdem in die Rolle des Künstlers schlüpfen. »Ob darin ein Vorzug zu sehen ist«, so Pask, »weiß ich nicht. Vielleicht.«


 
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Schlagworte: Dialog | Interaktion | Licht

Quellentext:

Rosen, Margit »Pask Bibliografie«

Relevante Textstellen:

icon: authorRudolf Frieling icon: authorDieter Daniels »Meilensteine der Medienkunst«


London | Großbritannien | reaktive Computerinstallation
 

 Gordon Pask
»The Colloquy of Mobiles«

Der englische Kybernetiker Gordon Pask konzipierte das »Gespräch der Mobiles« für die Ausstellung »Cybernetic Serendipity«, die 1968 im ICA, London stattfand. Es war ein reaktives, lernfähiges, computerbasiertes System aus fünf Mobiles. Die von der Raumdecke hängenden, rotierenden Elemente kommunizierten miteinander über Licht und Ton, unabhängig von äußeren Einflüssen. Es war Ausstellungsbesuchern jedoch möglich, in die Konversation der Maschinen mithilfe von Taschenlampen oder Spiegeln einzugreifen. Pask realisierte mit dieser Installation seine Idee eines »aesthetic potential environment«.
Um der Kommunikation zwischen den Mobiles eine Bedeutung zu geben, entwarf Pask das »Colloquy of Mobiles« als soziales System. Die Kommunikationsform konzipierte er dabei unübersehbar in einer sexuellen Analogie: Von der Decke hingen zwei »Männchen« und drei »Weibchen«. Nach einer Phase der Inaktivität begannen die aus Fiberglass gefertigten Weibchen stärker zu leuchten und die Männchen einen Lichtstrahl auszusenden. Traf der Lichtstrahl auf den Spiegel im Inneren des Weibchens, versuchte dieses, durch das Drehen des Spiegels den Strahl auf die lichtempfindlichen Sensoren zurückzulenken, die lose über und unter dem Aluminiumkörper des Männchens angebracht waren. Diese Momente der Befriedigung zu erreichen, war das Ziel der Kommunikation. Die Mobiles lernten, ihr Verhalten so zu optimieren, dass dieser Zustand schnellstmöglich erreicht werden konnte. Ausstellungsbesucher konnten mit Hilfe von Spiegeln und Taschenlampen in die Rolle der Mobiles schlüpfen und den Lernprozess verändern.

 

Margit Rosen