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Alexander Skrjabin »Promethée. Le Poème du feu« | Promethée
Alexander Skrjabin, »Promethée. Le Poème du feu«, 1916
Promethée
Farbenklaviatur mit Farbkreis, in: Europäische Utopien seit 1800. Der Hang zum Gesamtkunstwerk, Berliner Künstlerprogramm des DAAD (Hg.), 1984, S. 49.


 
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Kategorien: Gemälde | Sound

Relevante Textstellen:

icon: authorGolo Föllmer icon: authorJulia Gerlach »Audiovisionen. Musik als intermediale Kunstform«

Siehe auch:

Ivan Wyschnegradsky »Lichttempel«


Musikstück
 

 Alexander Skrjabin
»Promethée. Le Poème du feu«

Promethée ist die letzte symphonische Dichtung von dem russischen Komponisten Alexander Skrjabin. Es zeichnet sich die Besonderheit aus, dass Skrjabin in die Konzeption ein so genanntes »Farbenklavier« als Instrument einführt. Zu seinen Lebzeiten wurde diese Komposition mit der »Luce«-Stimme, also den zwei Stimmen für das Farbenklavier allerdings nicht mehr aufgeführt. (erst 1916 in New York, ein Jahr nach seinem Tod) Skrjabin war zumindest teilweise ein ›echter‹ Synästhetiker. Diese selbst empfundenen Analogien waren Ausgangspunkt für seine Zuordnungen und im zweiten Schritt der kompositorischen Umsetzung im Promethée.
Mit »Luce« bezeichnete Skrjabin zwei Stimmen für Farbenklavier, wobei jedem Ton innerhalb einer Oktave eine Farbe zugeordnet war, und zwar im Quintenzirkel benachbarte Töne ähnlichen Farben. Damit richtete er seine Farb-(zu)-ordnung an »dem System der funktionalen Tonalität aus, das er mit dem Prometheus gerade suspendiert hatte« (Gottfried Eberle: Mysterium und Lichttempel, in: Europäische Utopien seit 1800. Der Hang zum Gesamtkunstwerk, Berliner Künstlerprogramm des DAAD (Hg.), 1984, S. 49.). Eine der beiden Luce-Stimmen war in den Farben an den entsprechenden ton-harmonischen Grundtönen ausgerichtet, also recht elementar aus der systematischen Zuordnung abgeleitet. Die zweite Luce-Stimme war allerdings im symphonischen Kontext formal eigenständig und mit einer anderen inhaltliche Bedeutung betraut: Die Lichtebene stellte tiefenpsychologische Inhalte der narrativen Basis des Stücks dar. Das Werk beginnt mit einer blauen Phase (Fis) und kehrt auch zu diesem Farbklang – allerdings intensiviert – zurück. Das Blau am Anfang empfand Skrjabin als »spirituell und ätherisch«, als ruhenden unbewussten Urzustand, der sich zu einer Phase des freien Willens des Menschen (rot-gelb) entwickelt und schließlich in der Ekstase (intensives Blau= strahlender Fis-Dur-Dreiklang) gipfelt.
Diese teilweise Vereinigung der Künste im Promethée fand seine konzeptionelle Fortsetzung in dem nur ansatzweise skizzierten Mystère von Skrjabin. Beide Konzepte waren für Folgegeneration als Utopien einer Verschmelzung der Sinne in einem Gesamtkunstwerk richtungsweisend.

Julia Gerlach

 

Julia Gerlach