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Stan Douglas »Television Spots«
Stan Douglas, »Television Spots«, 1987 – 1988
© Stan Douglas


 
Stan Douglas »Television Spots«Stan Douglas »Television Spots« | Video abspielen
Kanada | Archiv / Sammlung: Kramlich Collection, San Francisco
 

 Stan Douglas
»Television Spots«

Die 1987–88 entstandenen »Television Spots« sind das, was sie sind:
Die zwölf kurzen Videosequenzen waren zunächst geplant als Inserts innerhalb herkömmlicher Werbung im Programm privater kanadischer Fernsehsender. Ohne Ankündigung oder einleitende Information wurde pro Abend jeweils einer der fünfzehn bis dreißig Sekunden dauernden Spots als Bestandteil der sich wiederholenden Blöcke gesendet. Die Sequenzen geben kurze Geschichten wieder bzw. zeigen Ausschnitte eines Ereignisses: So beginnt z.B. der Spot »Answering Machine« mit der Aufnahme einer Frau, die gerade an der Tür ihrer Wohnung ankommt. Als sie ihren Haustürschlüssel gefunden hat, beginnt das Telefon zu klingeln. Man sieht wie sie ihre Wohnung betritt, ihre Tasche abstellt, sich schließlich setzt und zu rauchen beginnt. Das Telefon auf dem Tisch neben ihr klingelt weiter und der Spot endet, als der Anrufer beginnt, eine Nachricht auf den Anrufbeantworter zu sprechen.

Was Kameraeinstellung und Schnittdramaturgie betrifft, so entsprechen diese - wenn auch verknappt - der konventionellen Film- bzw. Fernsehdramaturgie. Ihr Inhalt jedoch, die Handlungsdramaturgie, das Abgebildete stehen konträr zur Erwartungshaltung der Zuschauer, unterlaufen die gängige Konstruktion von Bedürfnissen und damit auch letztendlich der [Repräsentation der] Identität des Publikums als rein einer durch das Medium definierten Größe. Die »Televison Spots« erscheinen als »narrative« Fragmente, da sie unwillkürlich formal einzuordnen, zu lesen sind, jedoch zeigen die Bilder »Leerstellen«: Die Schauplätze sind austauschbare urbane Gebiete ohne dramatischen oder narrativen Gehalt, sie sind alltäglich, banal - ebenso wie die »Handlung«, die »Ereignisse«, die eigentlich normalerweise ausgeblendeten Bilder zwischen den Schnitten. Sie zeigen Warten, Orientierungslosigkeit, Mißverständnisse bzw. die Unmöglichkeit von Verständigung überhaupt. Damit und durch den Schnittrhythmus, der bedeutend langsamer ist als der der Werbedramaturgie, stets aber im Rahmen einer Zeitökonomoie des konventionellen filmischen Bildes bleibt, erhalten die Aufnahmen die Qualität von Realität als found-footage, als fragmentiertes Fundstück bzw. der Überführung der medialen Konstruktion in ihrer Disfunktionalität in eine andersartige Repräsentation von Realität als Verweis auf Bedeutungskonstruktionen außerhalb des Mediums.

(Quelle: »Seeing Time«, Kramlich collection am ZKM Karlsruhe, http://on1.zkm.de/kramlich/douglas)