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Dan Graham »Time Delay Room« | »Time Delay Room 6«
Dan Graham, »Time Delay Room«, 1974
»Time Delay Room 6« | © Graham, Dan
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Time Delay Room 6 Audience A sees audience B on monitor l, which also shows them the view of 8 seconds earlier, seen by audience B on their monitor. Audience A cannot see itself on a present time monitor. It hears the performer's live description of its behavior 8 seconds before seeing it. Audience B sees audience A with 8 seconds delay on monitor l, and sees audi-ence A's monitor view of them, audience B, 8 seconds delayed. Audience B cannot see itself on a present time monitor. Audience B hears the performer's live description of its behavior 8 seconds before seeing it. Audience A also hears and responds to this. Audience B hears how it is affected by the response of audience A and of the performer. An audience (A or B) first sees itself as it is seen and described by the performer. Secondly, later in time and delayed by 8 seconds, it sees itself when it is seen by the other audience. The performer, seeing both audiences live, alternates between describing one or the other's behavioral reactions. He follows this by describing how audience A affects audience B and vice versa and how the performer affects audience A and audience B. Relations and effects, described by the performer, anticipate the audiences' experience of the connections. Nova Scotia 1979


 Dan Graham
»Time Delay Room«

Diese Closed-Circuit Installation variierte Graham insgesamt sechs Mal nach dem immer gleichen Prinzip, wie im Folgenden beschrieben:

»Zwei Räume identischer Größe, durch einen Durchgang auf einer Seite verbunden, werden von Videokameras am Durchgang überwacht. In die vordere Innenwand eines jeden Raums sind zwei Monitore eingelassen, die wiederum von den Überwachungskameras erfasst werden. Der Monitor, den der Besucher aus dem anderen Raum zuerst sieht, zeigt die Wiedergabe in Echtzeit des zweiten Raums. Der zweite Monitor in beiden Räumen zeigt das Verhalten der Besucher durch eine um acht Sekunden verzögerte Bildwiedergabe. Diese Zeitspanne von acht Sekunden ist die äußere Grenze der neurophysiologisch definierbaren Kurzzeitgedächtnisses, das einen unmittelbaren Teil unserer Wahrnehmung der Gegenwart formt und von ›innen‹ beeinflusst. Wenn man sein Abbild von vor acht Sekunden von ›außen‹ auf einem Videomonitor sieht, wird man kaum die zeitliche Distanz wahrnehmen, sondern eher das Bild mit dem gegenwärtigen Verhalten und dem entsprechenden Wahrnehmungszustand in eins setzen. Da dies zu unvereinbaren Eindrücken führt, beginnt man auf diese zu reagieren und befindet sich bereits in einer Feedbackschleife. Man fühlt sich in einem Beobachtungsstadium gefangen, in dem die Selbstbeobachtung einer äußerlich sichtbaren Kontrollinstanz unterworfen wird. Auf diese Weise erlebt man sich als Teil einer sozialen Gruppe von beobachteten Beobachtern (anstatt, wie in der traditionellen Kunst, vor einem auratischen Objekt in individueller Kontemplation zu verharren).

(Gregor Stemmrich, »Dan Graham«, in: Thomas Y. Levin, Ursula Frohne, Peter Weibel (Hg.), CTRL[SPACE]. Rhetorics of Surveillance from Bentham to Big Brother, ZKM | Center for Art and Media, Karlsruhe, 2001, The MIT Press, Cambridge, MA, London 2002, S. 68.)