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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathPostsexuelle Körper
 
 
 
 
 

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Kunstgeschichte remodulieren. Ganze Teile ihres Gesichts wurden aufgeschnitten und zahlreiche Implantate eingesetzt, um ein neues Gesicht entstehen zu lassen. Während dieses Vorgangs zitierte sie Passagen aus dem Werk des französischen Psychoanalytikers Jacques Lacan, um ihr »sinnloses« Tun in seiner existenziellen Dimension nachvollziehbar zu machen. Das Ich ist nichts als ein Bild, dazu noch ein trügerisches, das wir immer verkennen, also nie so wahrnehmen wie es wirklich ist, sondern wie wir gesehen werden möchten. [17] Oder anders formuliert: Die Haut ist alles, was ich habe, darunter befindet sich nichts, kein Ich, keine Seele, keine Wahrheit. Doch selbst diese Haut ist nicht einzigartig, sondern form- und veränderbar. Hierfür zitiert sie die französische Psychoanalytikerin Eugénie Lémoine- Luccioni: »Skin is deceiving - in life, one only has one skin - there is a bad exchange in human relations because one never is what one has. I have the skin of an angel but I am a jackal, the skin of a crocodile but I am a poodle, the skin of a black person, but I am white., the skin of a woman, but I am a man, I never have the skin of what I am. There is no exception to this rule because I am

 

never what I have.« [18] Etwas weniger spektakulär hat dies jedoch schon Sigmund Freud in seiner Theorie des »Ichs als Hautsack« formuliert. Dort hat er die Entwicklung des sprachlichen, symbolischen Ichs aus den Haut-Falten des Körpers nachgezeichnet. [19] Die englische Kulturtheoretikerin Parveen Adams hat die Freudsche Drei-Instanzen-Topologie vor Augen, wenn sie die »Operation Orlan« als »anamorphosis of space which bears upon sexual difference« bezeichnet. [20] Freuds Versuch, die drei Instanzen »Ich-, Über-Ich und Es« sowohl dynamisch als auch topologisch zu erklären, ermöglicht diese Verbindung zwischen räumlicher Anordnung und Kräfteverhältnissen. Räumliche Anordnungen beruhen nämlich auf basalen Annahmen. Wenn eine davon nicht erfüllt wird, kann das Subjekt aus seinem Wahrnehmungsraster »kippen«. So muss innen und außen passen, das heißt, sie müssen sich gegenseitig ausschließen und gemeinsam vollständig sein. Die zweite Annahme bezieht sich auf das »Wie« dieses Passens, dieses muss nämlich isomorph sein, das heißt, auf einfache Weise übereinstimmen. Dieser Isomorphismus bezieht sich jedoch nicht nur auf das Paar innen/außen, sondern bestimmt auch die gesamte

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