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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathPuppen-Körper
 
fontaine bleu; eine Nacht im Park (cpx (cooperation projekt x)), 1996
 
 
 

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entwickelnden poetischen Bildern exponiert werden, weil sie ent-täuscht werden. [32] Insofern tragen die digitalen Figuren Netzhammers nicht unbedingt zu einer Identifikation mit oder zu einer Warnung vor monströsen kybernetischen Organismen bei, sondern zu einer Infragestellung subjektiver Wahrnehmung, die zutiefst normiert und relational ist. Die Exponierung des Zusammenhangs zwischen dem Zu-Sehen-Gegebenen und dessen Deutungen in Hinsicht auf das Verhältnis zu Dingen, die noch nicht oder nicht mehr zu sehen sind, macht die Unsicherheit und die Konventionalität des Deutens und nicht zuletzt ihre Nachträglichkeit in der Wahrnehmung sichtbar. Mit anderen Worten: die Medienspiele der Puppe greifen Vorstellungen des Unheimlichen wieder auf und erzeugen sie mit anderen Mitteln. Im Falle von Yves Netzhammer wird das Gefühl des Unheimlichen nicht über die Simulation von ›Echtheit‹ oder ›Natürlichkeit‹ von menschlichen Doppelgängern und die Unsicherheit ihrer ›Beseelung‹ erzeugt. Unsicherheit entsteht über das Bewusstmachen der automatischen Deutung von Gesehenem. Diese wird dadurch verunmöglicht, dass ein einheitlicher, die Wahrnehmung eines Subjekts

 

konstituierender Blick- oder Augenpunkt unterlaufen wird. In die Vorstellung schleicht sich so die Angst ein, dass die in ständiger Metamorphose befindlichen, digitalen Puppenkörper möglicherweise auch anders sehen, uns anders sehen, – oder auch uns übersehen können.

Auch die schweizerische Performancegruppe cpx greifen in ihrer Performance »fontaine bleu« ganz explizit das Motiv der Puppe als Gestalt des Unheimlichen auf und verbinden sie mit aktuellen Ängsten vor dem Cyborgwerden. Während einer Nacht in einem Park standen fünf Personen reglos hinter Plexiglas. Daneben befand sich ein Computer, über den vom Publikum Daten der ausgestellten Person abgerufen werden konnten. Die puppenartigen Menschen repräsentieren hier Menschenmodelle in einer Gesellschaft der Kontrolle und Verfügbarkeit, eine Fantasie, die, wie ich aufzuzeigen versuchte, Geschichte hat. Und doch war die Situation im Park auf seltsame Weise zugleich unheimlich und absurd.

Puppen können im Zeitalter der Medienkunst in Figuren von Cyborgs wiederkehren. Die Konstruktionen von kybernetischen Organismen und die an sie

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