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Themenicon: navigation pathFoto/Byteicon: navigation pathKontinuitäten und Differenzen
Foto/Byte
Kontinuitäten und Differenzen zwischen fotografischer und postfotografischer Medialität
Susanne Holschbach
 
 
 
 
 

 

Ende der 1980er-, Anfang der 1990er Jahre beginnen FotokuratorInnen, Kunst- und MedientheoretikerInnen sich mit der Bedeutung elektronischer Bildtechnologie für den Status und die Praxis der Fotografie zu beschäftigen. [1] Die rasche Durchsetzung digital bearbeiteter Fotografien im kommerziellen und journalistischen Bereich, die Einführung verhältnismäßig leistungsstarker und preiswerter PCs, Software, Scanner, Drucker et cetera, die die elektronische Bildbearbeitung auch für KünstlerInnen und Amateure zugänglich machen, veranlasste dazu, von einem epochalen Einschnitt zu sprechen: »Im Augenblick ihres 150sten Geburtstages war die Fotografie tot, bzw. präziser ausgedrückt: radikal und für immer deplaziert «.

[2]

Die Fokussierung auf die Differenz zwischen analogen und digitalen Medien, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Leitdifferenz der Mediengeschichte und -theorie avanciert ist [3] , verdeckt jedoch deren gemeinsamen Ausgangspunkt im 19. Jahrhundert und den radikalen Einschnitt, der mit der Erfindung der Fotografie verbunden war: Als erstes technisches Bildgebungsverfahren hat sie den Umbruch

 

zwischen ›alten‹ und ›neuen‹ Medien eingeleitet. Die Medientheoretiker Marshall McLuhan und Vilém Flusser, die in großzügig bemessenen Epochenabschnitten denken, stellen die Fotografie in diesem Sinne an den Anfang des Informationszeitalters beziehungsweise der telematischen Gesellschaft: »Die Fotografie trug […] zum Bruch zwischen rein mechanischer Industrialisierung und dem grafischen Zeitalter des elektronischen Menschen bei«, so McLuhan in seiner 1964 erstmals veröffentlichten Textsammlung »Understanding Media« [4] ; Flusser konstatiert in seiner zwanzig Jahre später erschienenen Schrift »Ins Universum der technischen Bilder«, dass »die technischen Bilder völlig neuartige Medien sind, auch wenn sie in vieler Hinsicht an traditionelle Bilder erinnern mögen, und dass sie etwas völlig anderes als die traditionellen Bilder ›bedeuten‹. Kurz: dass es bei ihnen tatsächlich um eine Kulturrevolution geht«. [5] Beide sehen das Computerzeitalter in Konsequenz beziehungsweise Fortsetzung dieser ›fotografischen Revolution‹. McLuhan und Flusser in dieser Hinsicht folgend, beginnt der Beitrag mit einem Rekurs auf die

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