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elektronischer Bildbearbeitung und der Entschlüsselung des Genoms führte zu Bildern, in denen der Körper als veränderbares Material, als Instrument zukünftiger Experimente und als Projektionsfläche variabler Identitätsvorstellungen interpretiert wurde. Unsicherheiten im Umgang mit Begriffen wie Subjekt und Körper wurden ebenso zur Schau gestellt wie die Artikulation einer fundamentalen Kritik an gentechnisch Machbarem. [11] (Post-)fotografische Körperbilder scheinen sich, da sie noch in die Anmutung eines fotografischen Bildes gekleidet sind, auf einzelne Individuen und ihre je spezifische Körperlichkeit zu beziehen – obwohl sie keine Abbilder, sondern eher Visionen sind. In diesen drastisch veränderten Bildern gilt die Faktizität der Fotografie offenkundig nicht mehr, tritt aber dennoch merkwürdig überdeutlich in Erscheinung.
Das Individualporträt wird mittels elektronischer Bearbeitungen zum entpersonifizierten Bild von Typen, Masken und Projektionen möglicher Antlitze. Nancy Burson stellte schon in den frühen 80er Jahren Kompositbilder
her, die sie aus den fotografischen Porträts einzelner Personen zu einem bestimmten Typus zusammensetzte. Ihre Phantombilder der Serie »Big Brother« sind das Ergebnis von Überlagerungen der Porträts verschiedener Diktatoren des 20. Jahrhunderts, die aus den Aufnahmen einzelner Individuen ein Bild des Diktatorischen schlechthin machen. Würde der Betrachter nicht über die Herstellungsweise der Bilder aufgeklärt, hielte er sie für herkömmliche, wenn auch nicht besonders scharf aufgenommene, fotografische Porträts, die der Ästhetik von polizeilichen Fahndungsfotografien ähneln.
Weitaus perfekter in der fotografischen Anmutung sind die farbigen, gestochen scharfen Simulationen »Fictitious Portraits« von Keith Cottingham. Die aus verschiedenen Vorlagen konstruierten Bilder eines halbwüchsigen Jungen gleichen in ihrer Materialität vollständig jener von herkömmlichen Fotoabzügen. Denn in diesem Falle mündet der Weg der digitalen Herstellung wieder auf den eines analogen fotografischen Bildes. Neben den fließenden intermedialen Grenzen, die nicht immer für den Betrachter oder Benutzer erkennbar sind, greift