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He, Joe (Beckett, Samuel), 1966
 
 
 

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neue Konstellationen daraus zu schaffen. Das wichtigste Vorbild für eine zukünftige Kooperation von Künstlern und Sendeanstalten kommt jedoch aus der Literatur beziehungsweise dem Theater. Samuel Beckett realisiert 1966 beim Südfunk sein erstes Fernsehspiel, »He, Joe«, dem später weitere folgen. Er ist sowohl Autor als auch Regisseur des Stücks, das nur eine langsame Fahrt auf den einzigen Darsteller in einem kargen Interieur zeigt. Die auf ein Minimum reduzierten formalen Mittel seiner Fernsehspiele sind zwar durchaus den ebenso minimalistischen frühen Videoperformances der 1960er Jahre vergleichbar, doch Becketts Weg zum Fernsehen hat keine Verbindung zur zeitgenössischen Intermedia-Kunst, sondern fußt auf einem wesentlich älteren Genre, dem Hörspiel.[40]

Zusammenfassung zum ersten Zeitfenster – von Intermedia zu Multimedia

Von den Utopien der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wie sie Bertolt Brecht, Walter Benjamin, die Futuristen und auch noch Lucio Fontana entwerfen, die Radio, Film und Fernsehen als eine universale Erweiterung der Kunst sehen, ist in den

 

1960er Jahren nicht viel geblieben. Das Fernsehen und die übrigen Massenmedien sind zu wirtschaftlichen und politischen Machtfaktoren geworden, deren Größenordnung jenseits von Fragen der Ästhetik oder der kulturellen Bedeutung liegt. Statt als utopischer Hoffnungsträger wird das Fernsehen von den meisten Künstlern der 1960er Jahre als übermächtiges Angriffsziel gesehen, dessen mediale Breitenwirkung die Bildwelt der Kunst als unbedeutend erscheinen lässt. Dennoch werden erstaunlich viele Ansätze für eine künstlerische Umdefinition des Fernsehens unternommen, die noch vor Beginn der Videokunst verschiedene Haltungen exemplarisch belegen. Neben der kritisch-aggressiven Position (Vostell, Isou, Uecker) und der neutral-kontemplativen (Wesselmann, César, Friedlander, Richter/Lueg) entwerfen vor allem Gerstner und Paik Modelle für eine Arbeit mit dem elektronischen Bild als künstlerischem Material. Paik greift dabei als Erster und Einziger in die Elektronik des Apparats ein, um das Bild schon im Entstehungsprozess zu formen. Seine Vision lautet: »Wie die Collagetechnik die Ölfarbe ersetzte, wird die Kathodenstrahlröhre die Leinwand ersetzen.«[41]

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