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Kunst. Aus dem rückständigsten, zum Beispiel einem Picasso gegenüber, schlägt es in das fortschrittlichste, zum Beispiel angesichts eines Chaplin, um.«[11] Diese Entwürfe zu einer revolutionären gesellschaftlichen Rolle der Medienunterschätzen allerdings die starken wirtschaftlichen und direkten politischen Zwänge, unter denen sich die Entwicklung der neuen Techniken vollzieht. Die Hoffnung auf eine emanzipatorische Funktion der Medien wird bald darauf durch ihren Einsatz als Propagandamittel des Faschismus und des Stalinismus in Deutschland, Italien und der UdSSR widerlegt. Dabei stellen sich auch Künstler der Pionierzeit wie Ruttmann, Vertov, Eisenstein und die italienischen Futuristen in den Dienst der Politpropaganda. Doch auch die in die USA emigrierten Pioniere der 1920er Jahre haben dort durchweg wenig Möglichkeit zur Fortsetzung ihrer experimentellen Arbeit, sondern stoßen, so wie etwa Brecht oder Fischinger, auf eine ebenso radikale Kommerzialisierung aller Medienformate.
Der von Walter Benjamin konstatierten Ästhetisierung der Politik durch den Faschismus entspricht eine Ideologisierung der künstlerischen Utopien, wie sie an den frühesten künstlerischen Ideen zum Fernsehen ablesbar ist, das damals technisch noch im Experimentierstadium steht. Für Vertov sind Film und Radio nur Zwischenstufen zu einer neuen Kunstform, dem »Radioauge«. Schon 1925 antizipiert er damit das Fernsehen: »In kürzester Zeit wird der Mensch optische und akustische Phänomene, die von einer Funkfilmkamera aufgenommen sind, in die ganze Welt senden können.« Die Herrschaft der Medienindustrie über den Film nennt er ein warnendes Exempel dafür, diese neue Technik von Beginn an in den Dienst des Kommunismus zu stellen: »Wir müssen uns darauf vorbereiten, um diese Erfindung der kapitalistischen Welt zu ihrem eigenen Untergang werden zu lassen.« Deshalb verfolgt Vertovs Kunst »das Ziel, eine optische Verbindung zwischen den Werktätigen der ganzen Welt