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von DDS wurden alle diese Projekte von Künstlern als Kunstprojekte konzipiert.

In einem E-Mail-Interview schreibt Becker: »Tatsächlich habe ich dies als eine Fortsetzung meiner künstlerischen Arbeit empfunden […] ja sogar als die Logik einer neuen künstlerischen Praxis in einer Informationsnetwerkgesellschaft, weg von Artefakten und dem einzigartigen künstlerischen Gestus […] Da ich bereits während meiner Prä-Internet- Inkarnationen als elektronischer Musiker, Performer und Künstler kleine, temporäre Plattformen machte und Events konzipierte, ergaben sich daraus ganz natürlich Projekte wie [Public] Netbase und WIO [world-information.org].« Die Internationale Stadt wurde unter anderem von den Künstlern Karlheinz Jeron und Joachim Blank kreiert. Per E-Mail teilt mir Jeron mit, dass auch dieses Projekt anfangs als Kunst aufgefasst wurde: »Ganz am Anfang von IS (1994) betrachteten es zumindest die meisten von uns als Kunstwerk. Nach einer Weile erwies es sich dann als etwas, das ich als soziokulturelles Projekt mit einem kommerziell orientierten Teil bezeichnen würde.« irational.org ging dagegen vor allem auf die Initiative des Künstlers und Aktivisten Heath Bunting

 

zurück. Auf die Frage, ob er irational.org jemals als Kunstprojekt angesehen habe, schreibt er: »Ja, die Form und der Prozess des Projekts waren genauso wichtig wie seine Funktion.«

Es mag unwichtig erscheinen, ob die Initiatoren dieser Projekte ihre Werke anfangs für Kunst hielten oder nicht. Doch die Tatsache, dass sie es taten, zeigt, dass die Grenzen eines Kunstwerks nicht einfach nur verschwimmen, sondern dass sich dieser spezifische Typus von Kunstwerk im Verlauf seiner Entwicklung fast vollständig auflöst. In den Worten von Heath Bunting: »Ich war schon immer der Meinung, dass ein gutes Kunstwerk eigentlich unsichtbar […], sofort inkorporiert und schnell als etwas Gegebenes betrachtet werden sollte. Also nicht als etwas Selbstverständliches, sondern als etwas in Folge ständiger Benutzung Demokratisches.« [23]

Tatsächlich wurden diese Projekte fast schlagartig inkorporiert, und ihre Funktion übertraf schon rasch diejenige jedes anderen Kunstwerks. Sie boten nicht nur Zugang zum Internet und Webspace, sondern überdies Bildungsangebote und eine aktive Einstellung gegenüber der Entwicklung von Netzkulturen.

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