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Peter Weibel »Kruzifikation der Identität«
Peter Weibel, »Kruzifikation der Identität«, 1973
Fotograf: Valie Export | © Peter Weibel


 Peter Weibel
»Kruzifikation der Identität«

In einem Kreuz, beschlagen mit schwarzem Schmiergelpapier, befinden sich eine Videokamera und zwei elektrooptische Schaltungen. Im Kreuzungspunkt der Balken steht ein Monitor. Die Kamera schaltet sich nur ein, wenn der Betrachter auf dem ebenfalls mit schwarzem Schmiergelpapier verkleideten Podest steht – und zwar genau im Mittelpunkt des darauf befindlichen Eisenkreuzes – und seine Arme ausbreitet, denn dann bildet sein Körper selbst ein Kreuz. Die Arme unterbrechen dabei nämlich die Lichtstrahlen, die von den links und rechts des Monitors angebrachten zwei Schaltungen (mit Selenzellen) ausgehen, wodurch sich die Kamera einschaltet und dem Monitor ein Bild liefert. Der Betrachter sieht sich also selbst nur in Kreuzform im Kreuz abgebildet – ansonsten ist der Bildschirm leer.
Das fundamentalste Symbol der abendländischen Kultur ist das Kreuz, das einen Identitätstransfer symbolisiert: Gottvater – Sohn – Mensch; Jesus Christus stirbt stellvertretend für uns usw. Der Preis für die Identitätsfindung des Menschen, d.h., sich im Bilde bildlich wiederzuerkennen, ist das Kreuz.

 

Peter Weibel