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Video Commune; Beatles from beginning to end - An experiment for television (Paik, Nam June; Jud Yalkut), 1965Vidium (Hearn, Bill), 1969
 
 
 

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Tages werden Künstler mit Kondensatoren, Widerständen & Halbleitern arbeiten so, wie sie heute mit Pinseln, Violine & Abfall arbeiten.« [26] Der Videosynthesizer ist wie der in der Musik übliche Audiosynthesizer zunächst für den Live-Einsatz gedacht, er ist laut Paik »in Realzeit zu spielen – wie ein Klavier. Vom rein künstlerischen Standpunkt ist das höchst interessant – eine wirklich neue Sache, die nie zuvor existiert hat. Man spielt einfach und sieht dann den Effekt«. [27]

Der Videosynthesizer kommt erstmals in der Live-TV-Sendung »Videocommune« 1970 auf WGBH Boston zum Einsatz. Vier Stunden lang improvisieren Paik und das Team des Senders mit dem Synthesizer, wozu sogar Passanten von der Straße eingeladen werden, spontan an der Gestaltung einer Fernsehsendung mitzumachen. Die in der Musik übliche, gemeinsame Improvisation wird durch diese Technik auch für das Bild möglich, es entsteht ein für die Bildkünste neues Modell einer kollektiven Kreativität. Den Soundtrack zu den vier Stunden »Videocommune« liefert das Gesamtwerk der Beatles. Damit nimmt Paik schon viele Elemente der Musicclips vorweg.

 

Paik ist nicht der einzige, der sich zu dieser Zeit mit dem Bau von Videosynthesizern beschäftigt. Es gibt zahlreiche Bastler, Künstler und Musiker die von der elektronischen Synästhesie fasziniert sind. [28] Meist werden dabei zweckentfremdete Audiosynthesizern zur Bildverarbeitung eingesetzt so wie in Bill Hearns »Vidium« von 1969. Schon vor der Digitalisierung besteht also in den elektronischen Medientechniken eine enge, direkte Wechselwirkung zwischen Bild und Ton, denn beides sind nur noch elektrische Signale. Seit Beginn der elektronischen Ära ist dabei die Tontechnik der Bildtechnik fast immer voraus. Der Grund ist einfach: Ein Tonsignal braucht sehr viel weniger Information als ein Bildsignal. Darum ist das Radio älter als das Fernsehen, das Tonband älter als der Videorekorder, die Audio-CD älter als die DVD. Dieser technische Vorsprung hat bis heute eine direkte Auswirkung auf die Kunst.

Avantgarde und Mainstream seit den 1990er Jahren

Seit den 1990er Jahren treten visuelle und akustische Kultur ebenso wie ihre Medien in eine enge Wechselbeziehung

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