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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathMythische Körper I
 
Redeeming the Gene, Molding the Golem, Folding the Protein (Rapoport, Sonya), 2001
 
 
 

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Klonschaf »Dolly« [39] – bestenfalls die Rolle einer (Aus)Trägerin, des Austragungsortes für die Experimente der Produktionskünstler vorbehalten. Tatsächlich ist schon in den historischen Vor-Bildern (beziehungsweise Bilder- Geschichten) nur scheinbar die Kreatur die Hauptfigur. Vielmehr jedoch ist sie die Projektionsfläche eines Diskurses, dessen fantasmatischer Kern – und dies verraten bereits die Titel der Geschichten – zuvorderst um die menschlichen/männlichen Schöpfer kreist, deren ›wahrhaftige‹ Kunstfertigkeit (im Falle Pygmalions) belohnt oder deren Hybris wieder die natürliche/göttliche Schöpfung (im Falle Frankensteins) zum Scheitern verurteilt beziehungsweise in ihrem Scheitern vorgeführt wird. Letztlich handelt es sich hier um eine auf ethischer und ästhetischer Ebene geführte Diskussion des Kreator–Status, der Gottgleichheit des Menschen–Mannes, die <over her/his/its dead body> [40] geführt wird. Genau dies macht die Aktualität der alten Narrationen für die zeitgenössische Debatte aus. Wenn nämlich die Geschichte des für seine Hybris bestraften Wissenschaftlers mit derjenigen des für seine Kunst

 

belohnten Künstlers überblendet wird, dann hat das für den Aufruf des >Künstler–Wissenschaftlers< und des >Wissenschaftler–Künstlers< zweierlei Konsequenz: Der Künstler wird über sein Engagement für die Wissenskünste promoviert – und ist dafür zuständig, im Aufruf von Bildern des Schreckens und des Scheiterns den Mahner und Warner zu mimen. Der Wissenschaftler, der sich als >neuer Prometheus< [41] oder Pygmalion geriert, darf mit der Legende vom mythischen Heilsbringer – den die Götter aus Missgunst bestrafen – und der vom begnadeten Künstler auch deren moralischen Ethos in Anspruch nehmen.

An dieser ›Schnittstelle‹ setzt die Künstlerin Sonya Rapoport mit ihrer webbasierten Arbeit »Redeeming the Gene, Molding the Golem, Folding the Protein« (2001) an. Sie nimmt mit der Golem-Legende eine traditionelle ›Schöpfungsgeschichte‹ zum Ausgangspunkt, um sie unter den Vorzeichen der Gentechnologie neu zu erzählen. Verfolgt man diese Narration entlang des künstlichen DNA-Strangs, dessen Proteinbasen sich zu einem Navigationssystem entfalten, das dem Sephirotbaum der Kabbala nachempfunden ist, stößt man unter anderem auch

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