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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathMythische Körper I
 
RE-Constructing EVE (Roca, Javier), 1999
 
 
 

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Ausgabe das farbige Modell Naomi Campbell als sexy ›Cyborg‹ präsentierte und im Heftinneren mit einwärts gewandten Knien und züchtig gesenktem Blick posieren ließ. [22] Und auch sonst erweisen sich die digitalen Technologien und ihre Bildträger beziehungsweise -multiplikationsapparate als wahre ›Junggesellenmaschinen‹ [23] . Ob man nun die Entwürfe für dienstbare Avatare und virtuelle Filmdiven, wie sie etwa das MIRALab seit einigen Jahren kreiert, künstliche Popsternchen wie Kyoko Date [24] oder Computerspielfiguren und -heldinnen wie Lara Croft [25] ansieht oder die ›neue Eva‹, die in »RE-Constructing EVE« (1999) von Javier Roca begegnet: Sie alle sind auf ihre Weise ›Schwestern‹ der »Eve future« – idealisierte ›Ersatzfrauen‹, die das haben, was ›echte‹ Frauen nicht haben beziehungsweise das zu geben versprechen, was diese mittlerweile verweigern. Und sie alle sind Kopien ohne Original. Das gilt selbst für die ›virtuelle Marilyn‹ des MIRAlab: So sehr sie ihrem Vorbild, der Schauspielerin Marilyn Monroe in ihren äußeren Konturen, in Mimik und Gestik ähneln mag, ist sie doch nichts als die aus Datensätzen bestehende Kopie eines Bildes – und genau genommen sogar eine Kunstfigur, in

 

der das Bild einer Kunstfigur wieder belebt wird.

Eine jede »Eve future« reanimiert in diesem Sinne nichts anderes als ein altes Bild: die Eva vor oder nach dem Sündenfall. Wenngleich die biblische Legende von dieser Eva behauptet, die erste ›natürliche Frau‹ gewesen zu sein, wissen wir doch, dass sie nichts als ein Fantasma ist.

Kreatoren und ihre Kreaturen

Mit Kunst hat schon dieser Schöpfungsmythos zu tun, doch erst mit dem Bildhauer Pygmalion tritt der Mensch als Schöpfer einer belebten Figur hervor – als Künstler, der seine Statue so lange wie eine Geliebte verehrt, bis sich die Götter seiner erbarmen und das Bild für ihn zum Leben erwecken. In der »Eve future« wiederholt sich diese wundersame Belebung der Kunst zu Fleisch – wohl kaum zufällig in spiegelbildlicher Entsprechung zu jenen Cyborg-Mythen, die das Fleisch durch die Kunst der Technik aufgerüstet sehen wollen. Allerdings zeichnen sich die modernen Variationen auf die Pygmalion-Legende dadurch aus, dass der moderne Schöpfer-Künstler-Ingenieur nicht mehr auf die Gnade der Götter angewiesen ist, sondern seine Kunstfrau

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