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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathMythische Körper II
 
La Réincarnation de Sainte Orlan (Orlan), 1990
 
 
 

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Schönheitsoperationen, denen sich die Künstlerin unterzieht. Auf den ersten Blick unterscheidet sie sich dabei wenig von jenen Frauen und Männern, die entsprechende Eingriffen an sich vornehmen lassen, um die Größe ihrer Brüste oder ihre Nasenform nach ›eigenen‹ Vorstellungen zu verändern, für die es in der Regel ebenfalls konkrete Vorbilder gibt. Die Informatisierung und Partikularisierung des Körpers, die Haraway als Kennzeichen der Cyborgisierung herausstellt [18] , hat solche Eingriffe zunehmend selbstverständlich werden lassen. Cindy Jackson, die ihr Gesicht und ihren Körper Schritt um Schritt nach dem Vorbild einer Barbie-Puppe umgestaltet, sieht sich in ihrer ›Verpuppung‹ keineswegs als Opfer patriarchal geprägter Körper- und Schönheitsnormen, sondern behauptet selbstbewusst: »This is the ultimate feminist statement. I refuse to let nature decide my fate just because I missed out on the genetic lottery.« [19]

Ganz ähnlich klingt Orlans künstlerisches Credo: »Mein Körper ist meine Software«. [20] Tatsächlich kann man in »The Reincarnation of Sainte Orlan« eine konsequente Fortsetzung ihrer frühen, feministischen Performance-Arbeiten erkennen – einen »ultimativen

 

Feminismus«, der freilich andere Akzente setzt als derjenige, den Cindy Jackson für sich beanspruchen will. So geht sie nicht nur in der medialen Vermarktung ihrer Cyborgisierung wesentlich radikaler vor als Jackson, indem sie bereits die Operationen als Performances inszeniert, auf Video aufzeichnet und auf dem Kunstmarkt zum Verkauf anbietet. Auch die Fotografien, die sie vor und nach den Eingriffen zeigen und die allmählichen Mutationen ihrer Gesichtszüge dokumentieren, werden – wie in »Omniprésence« (1993) – als Kunstwerke verstanden und ausgestellt. Vor allem aber wird dem Mythos des ›ganzen Menschen‹, dem sich auch jene verschreiben, die mittels neuer Körpertechnologien an ihrem eigenen Leibe ein Idealbild realisieren wollen, in jeglicher Hinsicht eine Absage erteilt: Bezeichnender Weise ist schon die ›Vorlage‹ für die »Reincarnation of Sainte Orlan« ein Patchwork, aus eigentlich disparaten Körper-Bildern zusammengesetzt, deren Konturen allzu offensichtlich miteinander konkurrieren. Die Übertragung dieses Verfahrens auf den menschlichen Körper führt denn auch weniger auf eine Inkarnation ›über-natürlicher‹ Schönheit hinaus: Nicht nur wird die Gewaltsamkeit

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