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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathMythische Körper II
 
La Réincarnation de Sainte Orlan (Orlan), 1990
 
 
 

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than a Goddess«. [14] Es ist nicht ein drittes Auge, das Stelarc als Erweiterung seines Körpers imaginiert, der schwerlich noch mit dem Fantasma eines ganzen, gottgleichen, weißen, westlichen, männlichen Körpers in Deckungsgleichheit zu bringen ist. Es ist ein drittes Ohr, das »Extra Ear«, das als Sende- und Empfangsstation mit Schnittstelle zum Internet funktionieren kann »und dann, wenn entsprechende Impulse aus dem Netz ausbleiben in die Funkstille hinein den anderen beiden Ohren ein Gute-Nacht-Lied singen kann.« [15]

Als Credo seiner Arbeit an der Cyborgisierung seines Körpers gibt Stelarc freilich ein Motiv an, das bereits an der Schnittstelle der alten und der neuen (Selbst- )Schöpfungsgeschichten begegnen konnte: Bilder zu beleben. »Bilder sind unsterblich, Körper sind vergänglich. Für den Körper wird es immer schwieriger, mit den Erwartungen seiner Bilder überein zu stimmen. Im Reich der sich multiplizierenden und verändernden Bilder ist die Machtlosigkeit des materiellen Körpers offensichtlich. Der Körper bringt die besten Leistungen, wenn er als Bild handelt. VR-Technologie erlaubt eine Überschreitung der Grenzen zwischen

 

männlich/weiblich, Mensch/Maschine, Zeit/Raum. Das Selbst siedelt sich jenseits der Haut an. Das ist kein Prozess des Abkoppelns oder der Abspaltung, sondern der Verlagerung der Aufmerksamkeit. Menschlich zu sein bedeutet nicht mehr, in genetisches Gedächtnis eingetaucht zu sein, sondern in einem elektromagnetischen Feld von Netzwerken rekonfiguriert zu werden: Im Reich des Bildes.« [16]

Eine radikale Unterwerfung unter die Bilder, die den realen Körpern überlegen sind, steht auch am Ausgangspunkt des Langzeitprojekts, mit dem die französische Künstlerin Orlan 1990 in ihrem Werkkomplex »The Reincarnation of Sainte Orlan« beginnt. Ganz ähnlich wie der legendäre Maler Apelles von seinen Modellen nur das schönste Körperteil nachgebildet haben soll, um auf der Leinwand zur Darstellung einer Frau von vollkommener Schönheit zu gelangen, setzt Orlan aus bekannten Weiblichkeitsdarstellungen der Kunstgeschichte auf dem Computer ein Idealporträt zusammen. [17] Dieses Inbild idealisierter Kunst-Weiblichkeit dient in der Folge als Vorlage für eine Neugestaltung ihres eigenen Gesichts mithilfe einer Reihe von

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