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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathPuppen-Körper
 
 
 
 
 

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künstlerischer Praxen und Theoriebildungen entstanden sind, sich des Themas der Puppe angenommen haben [15] , wobei die Inszenierungen surrealistischer Künstler aufgegriffen, reinszeniert und reformuliert wurden. Eine feministische Debatte über die Deutung des Körperfragments in der Moderne hatte bereits in den 1980er Jahren eingesetzt. [16] Diese Debatte kann nachträglich als eine verschobene Auseinandersetzung mit der Erbschaft des Konzepts der »Entarteten Kunst« betrachtet werden (zumindest im deutschsprachigen Raum), welche – lange Zeit tabuisiert – in ihren Implikationen überhaupt erst in den 80er Jahren thematisiert werden konnte. Diese Implikationen betrafen das Körperideal des Nationalsozialismus (NS) als Spiegelfantasma einer rassischen Ganzheit und Vollkommenheit ebenso, wie die ›wörtliche‹ Lektüre von Körperfragmenten als Metapher für Dekadenz und Krankheit, welche sich in gewisser Weise in den »Culture Wars« der puritanischen USA wiederholte. [17]

Für die Surrealisten, welche im NS unter das Verdikt der Entarteten Kunst fielen, deren deutsche Protagonisten zunächst nach Paris und

 

schließlich in die USA auswandern mussten, war die Puppe Schauplatz einer intensiven Auseinandersetzung mit Fantasien, welche eine von traditionellen Geschlechterbildern durchsetzte fragile Subjektposition mit ihren Projektionen und Abspaltungen im Kontext von Zerstückelungsängsten thematisiert. Diese wurden auf der Folie projektiver Fantasmen der Moderne inszeniert [18] und – geradezu antizipatorisch – gegen Körperästhetiken des NS gesetzt. [19]

Die hybriden Puppenkonstruktionen und fotografischen Serien von Puppen des zu den deutschen Surrealisten zählenden Hans Bellmer sind z. B. Bezugspunkt für die US-amerikanische Künstlerin Cindy Sherman, die in ihren Fotografien die Bellmerschen Puppenelemente zitiert, um jedoch zugleich die konventionellen Geschlechterkonstruktionen in ihnen aufzusprengen. In ihrer Fotoserie mit Körperversatzstücken mischt sie im Gegensatz zu Bellmer ›weibliche‹ und ›männliche‹ Körperteile, so dass sich die Zerstückelungsängste nicht vom eigenen Körper (›Geschlecht‹) abspalten und dem »Anderen« (Geschlecht) zuordnen lassen. Sie setzt

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