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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathTransgene Körper
 
 
 
 
 

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Künstler ›lebende‹ Biomasse als Material in der Kunst einzusetzen, war der Wunsch nach Partizipation an der öffentlichen Diskussion im Aushandlungsprozess um die Welt von morgen: »Der Einsatz halblebendiger Objekte kann als eine Möglichkeit zur Herabsetzung der mit den neuen Technologien verbundenen Risiken sowie zur Ausschaltung einiger Probleme der bestehenden Technologien und der Konsumkultur gesehen werden. Die Umstellung der Produktionskultur von Herstellung auf Zucht könnte die mit der Industrieproduktion verbundenen Umweltprobleme verringern. Die Beziehungen, die Konsumenten zu diesen halblebendigen Objekten aufbauen, werden anders sein als die zu unbelebten Objekten. Tissue Engineering ermöglicht sowohl die Veränderung unseres eigenen Konstruktionsplans als auch die Schaffung einer neuen Kategorie von ›Dingen‹. Momentan versuchen die Wissenschaftler noch, die Natur nachzuahmen. Aber wie werden wir aussehen, wenn wir uns entschließen, sie zu verbessern? Werden Neo-Organe von der Mode bestimmt werden? Wird lebende Materie komplett verdinglicht werden?« [24]

 

Mit der Formulierung der Intention, neue und der Natur überlegene Geschöpfe hervorbringen zu wollen, reihen sich die Künstler von SymbioticA in die lange Tradition des kunsttheoretischen Topos vom Künstleringenieur ein. Doch im Gegensatz zu diesem Topos, der darauf verweist, qua Newtons Mechanik lebendige Werke zu schaffen, geht es diesen Künstlern offenbar um die tatsächliche Schaffung neuen organischen Lebens, ermöglicht durch den Einsatz neuer Technologien der Technosciences. Die Vorstellung, den erschaffenen Kunstwerken Leben einzuhauchen, als auch der Versuch künstliches Leben zu erschaffen, ist ein alter Künstlertraum und reicht zurück bis in die Antike. Bereits im 15. Jahrhundert beschrieb Leone Battista Alberti den Künstler als einen »zweiten Gott«, eine Zuschreibung, welche dem Gleichnis des »Deus artifex« entspricht, der seine Werke göttergleich schafft.26 Diesem Gleichnis ist zudem auch die Vorstellung eines Übertreffens der Natur eingeschrieben und die Aufforderung zum Ausgleich ihrer Mängel mithilfe der techné, welche die Natur dem Menschen selbst an die Hand gegeben hat, um diese zu überwinden.

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