Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathFoto/Byteicon: navigation pathKontinuitäten und Differenzen
 
Faces # 1-12 (Tandberg, Vibeke), 1998Affaires infinie (Hoffmann, Bettina)Le jeu de la règle (Fleischer, Alain)
 
 
 

icon: previous page

Bürgerinitiativen, KünstlerInnen – sprich jedem, der etwas kommunizieren will – zur Verfügung. In diesem Sinne greift Jim Pomeroy im Katalog der Ausstellung »Digital Photography: Captured Images, Volatile Memory, New Montage« eine Parole der linken Medienavantgarde der 1930er Jahre auf: Jeder Empfänger kann zum Sender werden. [43] Auch in anderer Hinsicht nimmt die Ausstellung, die 1988 mutmaßlich als erste im Kunstkontext das Thema ›digitale Fotografie‹ aufgegriffen hat, auf die Avantgarde der 1920er, 1930er Jahre Bezug. Die meist in Form einfacher Computerausdrucke präsentierten Bild/Text-Arbeiten der vorgestellten KünstlerInnen werden in ihrer Methode verglichen mit den Montage-Konzepten des Dadaismus, Surrealismus und Konstruktivismus [44] : Wie die ›analogen‹ Collagen aus fragmentarischen Fotos und Texten unterschiedlicher Herkunft legen auch die Computerarbeiten ihre Konstruktionsprinzipien – das kontrastive Überlagern von heterogenem Material – offen. Dabei wird die Lowtechoptik grober, mosaikartiger Pixelauflösung, sichtbarer Videozeilen, von Treppeneffekten und

 

Übertragungsstörungen (vgl. beispielsweise »The Noise Factor«, 1988, von George Legrady) gegen die ›nahtlose‹ Hightechmanipulation der großen Bildagenturen gesetzt. Das ›Rauschen‹ der Daten verhindert aber nicht nur illusionistische Effekte – es zeigt gewissermaßen das Medium Computer bei der Arbeit.

Mit der Einführung der Bildbearbeitungssoftware ›Photoshop‹ tritt eine weitere Form der digitalen Montage in Erscheinung. KünstlerInnen können nun wie die großen Magazine Fotografien bearbeiten, ohne dass ihre Eingriffe am Ergebnis direkt sichtbar sind. Arbeiten wie »Faces # 1–12« (1998) von Vibeke Tandberg, »Affaires infinies« von Bettina Hoffmann (1997), »Le jeu de la règle« (1992ff) von Alain Fleischer basieren auf der – noch unterstellten – Rezeption fotografischer Bilder als Repräsentationen einer realen (oder inszenierten) Begebenheit. Die Irritation stellt sich hier erst auf den zweiten Blick oder im Verlauf einer Bildreihe ein; sie hebt die ›naive‹ Wahrnehmung der Szene auf und eröffnet so eine weiteren Bedeutungshorizont. [45]

icon: next page