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insert_coin; Verborgene Mechanismen und Machtstrukturen im freisten Medium von allen (Espenschied/Freude), 2001walser.php (textz.com)
 
 
 

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Ausführbarkeit und Performativität des Code, die hier eine Rolle spielt, nicht so sehr die aktuelle technische Ausführung selbst. Dagegen behaupten jedoch Geoff Cox, Alex McLean und Adrian Ward: »the aesthetic value of code lies in its execution, not simply in its written form«. [70] Während dieser Aussage für die Projekte »insert_coin« und »walser.php« zuzustimmen ist – denn gerade in ihrer technischen Ausführung liegt ihre Brisanz (und vielleicht sogar ihre Poesie) – ist diese Definition im Hinblick auf die Struktur der »Codeworks« zu relativieren. Die Poesie der »Codeworks« liegt in der Tat nicht nur in ihrer textuellen Form, sondern in dem Wissen um ihre potentielle Ausführbarkeit. Das führt uns zu der Frage, ob formaler Programmcode außer der Maschine, die er adressiert, überhaupt ein Publikum haben kann. Kann formaler Code ohne die Maschine, die ihn umsetzt und ausführt, performativ sein? Ich stimme diesbezüglich mit Florian Cramer überein, der bestreitet, dass »Maschinensprache nur von Maschinen lesbar« ist: »It is important to keep in mind that computer code, and computer programs, are not machine creations and machines talking to themselves, but written by humans.« [71] Es ist eine triviale

 

Feststellung, dass von Menschen verfasster Computercode insofern auch von anderen Menschen gelesen beziehungsweise »rückübersetzt« werden kann. Die haben bei Eintreffen der E-Mail von Jodi das gesamte Kriegsszenario von »walkmonster_start ()« durchspielen können, ohne es zuvor kompiliert zu haben. Der Aspekt des Generativen ist im Hinblick auf die Codeworks daher insofern zu erweitern, als Code nicht nur in technischen Umgebungen ausführbar ist, sondern in einem erweiterten Sinn auch im Leser und in der Leserin produktiv werden kann. Analog der häretischen Technik der Glossolalie oder der surrealistischen »écriture automatique«, beides Techniken, die durch Ausschaltung des Bewusstseins (Trance, Schlafzustände) wahlweise einer göttlichen Instanz oder dem Unbewussten das Wort erteilen wollten, wird in »M[ez]ang.elle« und »Kroperom« die menschliche Sprache von maschinensprachlichen Steuercodes und Algorithmen durchsetzt. Im Gegensatz zur surrealistischen These, dass die Befreiung des Unbewussten zu einer gesellschaftlichen Revolution führen würde, erscheint das Hervorbringen einer hybriden Zwitter-Sprache, die halb menschlich, halb

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