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Künstler, Auteurs und Stars
Über menschliche Faktoren in kulturindustriellen Verhältnissen
Diedrich Diederichsen
 
 
 
 
 

 

Pünktlich zum Oscar-Wochende erfand die New York Times eine neue filmwissenschaftliche Kategorie, den Arteur. Ein Arteur – ist das ein Wolpertinger der kulturellen Produktion? Ein Filmemacher, der ein Künstler ist, eine Künstlerin, die Filme dreht? Und was ist daran neu, möchte man fragen. Bildende Künstler, die Filme drehen, hat es seit Léger und Duchamp, Man Ray und Dalí gegeben, ebenso Filmer, die bildende Künstler an sogar Mainstream-Produkten beteiligt haben. Neu ist aber der Termin, der Anlass Oscar-Nacht: Mit der Nominierung von Javier Bardem in der Kategorie »Bester männlicher Hauptdarsteller« war die Möglichkeit in greifbare Nähe gerückt, dass ein solcher Arteur zumindest mittelbar am Gewinn eines Oscar, der höchsten Anerkennung des Mainstream-Kinos beteiligt gewesen wäre. Denn Bardem war der Hauptdarsteller in Julian Schnabels »Before Night Falls«, dessen zweiten Spielfilm und der notorisch unbescheidene Maler hatte vorher überall verkündet, dass Leute wie er – bildende Künstler, rauhe Kerle – das vermuffte und verrottete Hollywood-System retten, reformieren, auslüften.

 

1. Der Auteur

Der Auteur war vielleicht das letzte Modell eines – wie man heutzutage in Berlin sagt – alteuropäischen Künstlertypen, der spezifisch für die Kunst des Kinos und der Kinematografie stand. Die ihm zugrunde liegende Idee war die, dass es auch im Umgang mit einem riesigen ökonomischen, technischen und hierarchisch-sozialen Apparat möglich sei, eine individuelle Handschrift zu bewahren, ja dass der individuell-verantwortliche Anteil an einem Film und sei es noch das routinierteste Studio-Produkt der entscheidende, nämlich der künstlerische Anteil sei. Kunst in einem kategorialen Sinne konnte das Kino, so ein implizites Moment der »Politique des auteurs«, nur um den Preis einer Idee von Autorschaft sein. Und fast muss man die Umkehrung anhängen, Autorschaft musste sich durch Kunst, nun aber in einem qualitativen Sinne beweisen. Die Idee des Auteur verband also das strukturelle Moment der Autorschaft mit einem qualitativ urteilenden und normativ setzenden. So sind dann auch die Welten der bildenden Kunst – als Ort der legitime Künstler-Modelle validiert – und des mehr oder weniger industriell

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