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Themenicon: navigation pathMapping und Texticon: navigation pathDer kartografische Blick
 
 
 
 
 

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kontinuierliche oder fragmentierte Ebene geworfen wird, und zwar mit all seinen Maßstabsvariationen. Eine solche Abstraktion, die das Virtuelle entwickelte, setzt eine Vergeistigung der Welt und eine abstrakte Maschine voraus, die aus Linien und Möglichkeiten besteht, welche es ermöglichen, »eine Karte zu lesen«, wie man so sagt. Das ist eine komplexe Lektüre, denn man muss sich selber projizieren und seine eigene Position vergessen, um diese rhizomatische Kartographie zu erforschen. Denn das Diagramm ist schon an sich eine Karte oder eine Überlagerung von Karten, die es ermöglicht Bewegungen (wie die »chronophotographischen Diagramme« von Etienne-Jules Marey) und virtuelle Volumen zu erforschen. Le Corbusier hat sogar das »Diagramm einer Rauchwolke in Algier« erstellt und somit die fraktale Mathematik vorweggenommen. Das kartographische Cogito ist also das einer Reise in den Zeitraum und das eines pluralen Subjekts: hier und woanders sein, nah und fern sein, mehrere sein; bis man in alle möglichen Utopien einer Space Art eintaucht. Denn das Diagramm erforscht den kontinuierlichen Raum und konstruiert ihn in einer abstrakten Gegenständlichkeit, die durch

 

ihre allusive und schematische Struktur ein Denkexperiment in Gang setzt. Deshalb ist die diagrammatische Vernunft, die so viele Künstler – wie Sol LeWitt und Dan Flavin – inspiriert hat, eine zusammengesetzte Vernunft leibnizscher Art, die man bei den neuen Verbindungen zwischen digitalem Kontinuum und Morphogenese wieder findet, die für die Architekturen des Virtuellen charakteristisch sind. Sehen bedeutet zu konstruieren und wissen bedeutet, Topologie und Topologien in Dispositiven, in Gefügen aus Linien, Kräften und vektoriellen Punkten zusammenzufügen – wie in den schematischen Darstellungen von Paul Klee, wo die Pfeile Kräfte sind. Dadurch vereint die Karte die beiden Zeiträume, die von Boulez unterschieden und von Deleuze und Guattari in »Tausend Plateaus« [2] weiterentwickelt wurden. Der gekerbte Raum, der metrisch und pulsiert ist, und der glatte Raum, der unendlich wie das Meer oder die Wüste ist, mit seinen Weltaffekten, seinen Krümmungen und seinen Graphen in den Zwischenräumen.

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