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Themenicon: navigation pathMapping und Texticon: navigation pathJenseits des Archivs
 
 
 
 
 

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dass die Karte der Niederlande, die in Vermeers Gemälde »Allegorie der Malerei« im Hintergrund zu sehen ist, weniger rhetorisch als »deskriptiv« zu verstehen ist – eine Funktion der geometrischen Instrumente des Mapping. [21] Die Darstellung imperialer Räume war immer symbolisch motiviert [22] , die Ausgabe der »Cosmographia« von Petrus Apianus aus dem Jahr 1546 enthielt Beispiele eines Kartenentwurfs, die zeigen, wie nahe die europäische Kartografie zu dieser Zeit bereits dem Ziel statistischer Grafik gekommen war. Aber es gab noch nicht die Praxis quantitativer Abstraktion, welche statt des Namen einer Stadt eine gemessene Quantität auf der Oberfläche der Karte am Schnittpunkt der Koordinaten platziert hätte [23] ; es gibt eine lange Tradition des kulturellen Widerstands des Imaginären im Gegensatz zu symbolischen Operationen mittels Zahlen. Nicht-referentielles Mapping bedeutet, Objekte in Relationen zu setzen (der französische Physiokrat François Quesnay schuf 1758 seine erste Karte »Tableau Économique«). »Karten konstruieren die Welt, sie reproduzieren sie nicht.« Ist das Mapping im Vergleich zur mathematischen Topologie eine Metapher? Versuchen wir uns an einem

 

präzisen Begriff des Mapping, der aus der Kartografie abgeleitet ist, auf die mathematische Topologie übertragen wurde und jetzt unter einem metaphorischen Wiedereintritt ins Reich der Verbildlichung leidet.

Karten und Diagramme

Sprechen wir über das Mapping oder über Diagramme? [24] Über Kartografien oder das Rhizom (Deleuze/Guattari)? Das cartesianische »Cogito« basiert auf einem Raster – einem Raster, welches das Grundprinzip der Neuzeit ist. Der Drang zu mappen korrespondiert dem sehr abendländischen Drang zum Überblicken, Überwachen und zur Datenkontrolle. Alphonse Bertillon [25] dachte einmal daran, die Fotografie im Archiv einzubetten; Francis Galton suchte das Archiv in die Fotografie einzubetten. Beide mappen allgemeine Parameter für den bürokratischen Umgang mit visuellen Dokumenten [26] ; das Mapping dient der Macht. In »Hermes« (1964) beschreibt Michel Serres moderne Kommunikationsnetzwerke (»Penelope«) als eine kombinatorische Topologie mit nicht-linearen, nicht-hierarchischen netzartigen

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