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TON-RAUM TU BERLIN (Leitner, Bernhard), 1984Klangbrücke Köln/San Francisco (Fontana, Bill), 1987SMiLE. Dumb Angel (Gasteier, Klaus)
 
 
 

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Virtualisierung

Technische Medien bilden ab. Übertragung, Speicherung und Synthese von Schall basieren auf Zeichensystemen, die in plastischen, magnetischen, optischen, elektrischen, digitalen Repräsentationen jeweils diejenigen Merkmale eines Phänomens abbilden, die uns für einen bestimmten Zusammenhang relevant erscheinen. Die tägliche Erfahrung, dass eine Repräsentation ein Phänomen nie in all seinen Aspekten wiedergeben kann und daher Veränderungen der erlebten Realität hervorbringt, weist darauf hin, dass mithilfe frei erfundener Zeichensysteme auch irreale, virtuelle Phänomene dargestellt werden können.

Schwerpunkt von Bernhard Leitners Arbeit ist die virtuelle Konstruktion von Raum. Die permanente Installation »Ton-Raum TU-Berlin« (seit 1984) bietet wie viele andere Arbeiten Leitners akustische Versionen architektonischer Bauformen.[58] Bernhard Leitner verflüssigt Maße und architektonische Charakteristika wie Proportion, Spannung und Gewicht, indem er ihre Merkmale verzeitlicht. Klangbewegungen ziehen denkbare Architekturformen nach, Baulinien werden

 

plastisch durch Klanglinien nachempfunden. Umgekehrt wirken die baukünstlerischen Koordinaten strukturgebend für ein durchaus auch als musikalisches Ereignis verstandenes Klanggeschehen. Leitner vermischt musikalische und architektonische Zeichensysteme zu einer neuen ästhetischen Symbolsprache.

Bill Fontana kombinierte in der Installation »Klangbrücke Köln/San Francisco« die örtliche Versetzung von Klängen über den halben Erdball, mit Zerrungen räumlicher Form und Dimension. Er übertrug markante Stadtklänge aus ganz San Francisco live auf den Kölner Domplatz (und umgekehrt), zog also ein im Original über Kilometer ausgestrecktes Klangfeld auf einem Platz zusammen. Die akustische Repräsentation eines realen Raums wird beim Parameter Raumausdehnung sozusagen mit einem falschen Multiplikator dekodiert.[59]

Klaus Gasteier virtualisierte mit der Computerinstallation »SMiLE« die Zeit, indem er das Hypertext-Prinzip zur Abbildung eines musikalischen Mythos anwendete. Die mehr als hundert Musikfragmente eines ominösen, nie erschienenen

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