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TV-Décoll/age no. 1 (Vostell, Wolf), 1958Concetto spaziale (Fontana, Lucio), 1949Nein – 9 Decollagen (Vostell, Wolf), 1963
 
Sun in Your Head (Vostell, Wolf), 1963
 

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auf 1959 datiert werden: »Saubere weiße Leinwand – dahinter 5 Fernsehgeräte montiert verschied. Größen – Fernsehen stößt an Leinwand – In Fernsehapparate werden Störeffekte eingebaut so daß es ständige Veränderungen gibt.«[24] Zusammen mit einer knappen Skizze dient diese Notiz als Grundlage für mehrere spätere Realisierungen wie sie unter anderem in der großen Vostell-Retrospektive 1992 als »TV-Décoll/age no. 1« ausgestellt wird. Der Schnitt durch die unberührte Leinwand der Malerei macht den direkten Bezug zu Lucio Fontanas »Concetto spaziale« mehr als deutlich. Im Unterschied zu Fontanas Blick ins Ungewisse ahnt Vostell jedoch schon, dass uns hinter der durchbrochenen Fläche der Malerei das Flimmern des elektronischen Bildes erwartet. Offen bleibt, ob Vostell das Manifest Fontanas zum Fernsehen kannte. Der destruktive Impuls von Vostells TV-Decollage setzt jedoch eher Debords Medienkritik fort, die auch nicht davor zurückschreckte, das Publikum mit ihrer Botschaft zu terrorisieren.[25] Vostell inszeniert bei dem Happening »Nein – 9 Decollagen« in Wuppertal dann 1963 sogar die rituelle Erschießung eines laufenden Fernsehapparats vor Publikum. Bei einer

 

weiteren Station des als Rundfahrt organisierten Events werden die Teilnehmer in ein Kino geführt, auf dessen Leinwand ein Film mit einer TV-Decollage läuft, begleitet von einem Sirenenheulen, während auf dem Boden des Kinos regungslose Menschen liegen. Dieser Film »Sun in your head« kann als erste künstlerische Arbeit mit aufgezeichneten Bewegtbildern des Fernsehens gelten. Aber wie steht es mit Vostells Behauptung: »Ich bin der erste Künstler in der Welt, der seit 1958 Fernsehgeräte für Bilder nutzt«?[26].

Paik oder Vostell?

Wie gesagt, kommen um 1962–1964 mehrere Künstler parallel auf die Idee, den Fernsehapparat als Kunstmaterial einzusetzen. Die Frage ›Wer war der Erste?‹ trifft nicht den Punkt, es geht wie auch in vergleichbaren Fällen solch erstaunlicher Synchronität eher um einen Blick auf die Differenzen und den gemeinsamen, zeitbezogenen Kontext. Eine besondere Konkurrenzsituation besteht allerdings zwischen Paik und Vostell, weil beide einander kannten und es nicht auszuschließen ist, dass hier eine Idee übernommen wurde. Zu dieser Frage sei hier nur Folgendes bemerkt:

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