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Paik hat zweifelsfrei als Erster seine TV-Arbeiten ausgestellt. Er hat an diesen Stücken circa ein Jahr im Vorfeld gearbeitet, sie aber in seinem ›geheimen Atelier‹ versteckt gehalten, damit ihm niemand zuvorkommt.[27] Paik und Vostell wussten von ihren ähnlichen Ideen und Paik verweist im Beiblatt zur »Exposition of Music – Electronic Television« von 1963 auf »Vostells Idee (Décollage Fernsehen)«. Inwieweit Vostell aber schon 1958 oder 1959 Ideen und Skizzen für TV-Stücke entwickelte und vor allem, in wie weit er diese auch realisierte, bleibt schwer zu beurteilen.[28] Auf alle Fälle hat er vor seinem Besuch von Paiks Wuppertaler Ausstellung keinerlei Hinweise auf seine TV-Konzepte veröffentlicht, was ihm in seinerselbst verlegten Zeitschrift »Dé-collage« ohne weiteres möglich gewesen wäre.[29]
Inhaltlich betrachtet ist klar, dass Vostells Arbeit mit dem Fernsehen eng an seine bildnerische Arbeit angebunden bleibt und er keine differenzierten Eingriffe in die Elektronik des Geräts vorgenommen hat, sondern nur mit der Störung des TV-Bildes durch äußere Eingriffe oder den Wechsel von Programmen arbeitet – wobei ihm aufgrund der größeren Programmvielfalt in den USA laut seiner Partitur immerhin 13 Sender zur Auswahl stehen. Strategisch betrachtet, war Vostells Platzierung seiner Ereignisse in
New York, mitten in der aufbrechenden Kunstszene der 1960er Jahre, gewiss geschickt. Dagegen hat Paiks Wuppertaler Ausstellung nur ein sehr begrenztes Publikum erreicht. Kurz danach wechselt Paik auch nach New York, wo er ab 1965 beginnt, mit Video zu arbeiten.[30] Neben dem Zugriff auf die neueste Technik war für ihn maßgeblich, dass man etwas, das man in Europa veranstaltet hat, in der Kunstmetropole New York noch einmal machen müsse, um die Aufmerksamkeit der Kunstwelt zu erreichen.[31] Statt der von Vostell aufgegriffenen destruktiven Strategie Debords setzt Paik auf eine Erweiterung der rezeptiven Strategie Cages zu einer produktiven Arbeit mit dem Medium.
Paik und Vostell sind nicht die Einzigen, die sich um 1962–1964 mit dem Fernsehgerät als Kunstobjekt befassen. Einerseits überrascht dabei die Parallelität in der Arbeit von Künstlern, die nichts voneinander wussten, andererseits ist aufschlussreich, wie unterschiedlich die jeweiligen Kontexte sind, in denen diese Arbeiten entstehen.