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Themenicon: navigation pathMedienkunst im Überblickicon: navigation pathWahrnehmung
 
The Garden; 21st Century Amateur Film (Waliczky, Tamás), 1992
 
 
 

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Doch das Sehen mit Unterstützung technischer Hilfsmittel entspricht nicht dem gewohnten Eindruck des Sehens und muss erlernt werden, wie das Beispiel der mobilen Camera Obscura zeigt. Vom Sehen durch ein einfaches optisches Gerät wie eine Brille über die beschleunigte Perspektive einer Bahnfahrt bis zur Darstellung eines Zooms, bei dem sich der Blick einem entfernten Punkt stufenlos immer mehr annähert, muss die Interpretation von Sinneseindrücken erst trainiert werden. Dies gilt besonders bei technisch erzeugtem Sehen, das Bilder hervorbringt, die vom natürlichen Sehen abweichen. Selbst das, was wir als natürliches Sehen empfinden, ist keine angeborene Funktion und bedarf ähnlich anderen grundsätzlichen Fähigkeiten wie Gehen oder Sprechen einiger Übung. Bereits in einem frühen Lebensstadium lernt der Mensch daher, Sinneseindrücke zu analysieren und die daraus gewonnenen Informationen zu interpretieren – eine entscheidende Grundlage für die menschliche Orientierung.

Durch die Verbindung von Computer und Videotechnologie hat sich seit Mitte der 1980er Jahre die Möglichkeit einer beinahe uneingeschränkten

 

Manipulation der Bilder entwickelt. Digitale Bilder können, losgelöst von der äußeren Realität, generiert werden. In einer simulierten Wirklichkeit kann sich somit die Bedeutung bekannter Wahrnehmungskonstanten auflösen, da sie an keine physikalischen Gesetzmässigkeiten gebunden ist, wenn Größen wie Proportionen, Raumdimensionen oder Farben zu beliebig manipulierbaren Größen werden.

Tamás Waliczky nutzt diese Möglichkeiten in seiner Computeranimation »The Garden« (1992), um Wahrnehmung als erlernte Fähigkeit sichtbar werden zu lassen. Er entwirft eine Welt, die hypothetisch an die Perspektive eines Kindes geknüpft ist, das die Interpretation von Umgebungsinformationen wie Entfernungen und Größenverhältnisse noch lernen muss. Der Betrachter wird dabei in diese computertechnisch erzeugte Wahrnehmungsperspektive, die Waliczky die WAter-dRop-Perspektive[52] nennt, eingebunden. Allerdings geht es hier nicht um die psychologisierende Darstellung von subjektiver oder psychedelischer Wahrnehmung. Der Blickwinkel bleibt stets ein 360 Grad umfassendes Wahrnehmungsfeld, das an alle

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