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Peter Weibel »Das Theorem der Identität: Tritität«
Peter Weibel, »Das Theorem der Identität: Tritität«, 1974
Fotograf: Schuster | © Peter Weibel


 Peter Weibel
»Das Theorem der Identität: Tritität«

Zuerst werden die Gesichter von Jesus Christus, gemalt von Piero della Francesca, von Nikolaus Lenau, dem romantischen österreichischen Dichter, der seine letzten Jahre in einer Irrenanstalt verbracht hat, und von mir gezeigt. Dann hört man zum Porträt Jesus Christus‘ einen Satz von Francesca: »Form und Inhalt sind wie Bruder und Schwester in der ehrwürdigen Halle des Raumes«. Zum Porträt Lenaus seinen Satz: »Die Poesie bin ich selber. Mein selbstestes Selbst ist die Poesie.« Und ich selbst sage: »Meine Botschaft wirft jeden auf sich selbst zurück.« Die toten Gesichter werden gleichsam zum Leben erweckt und zum Sprechen gebracht, indem ich sie mit meinem Gesicht überblende und Grimassen schneide. Es entstehen dabei verblüffende Ähnlichkeiten und Wirkungen. So wie die Gesichter vermischt werden, vermengen sich dann auch die Botschaften, die um den Satz Jesu Christi »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst« erweitert worden sind. Das Theorem der Identität wird in Frage gestellt, indem die Botschaften sich gegenseitig relativieren.

 

Peter Weibel