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In der Ausstellung »Fotografie nach der Fotografie« rückt ein weiterer Kontext des ›digital Trouble‹ in den Vordergrund. Eine Reihe der dort gezeigten Arbeiten erproben die neuen Tools (Photoshop, Paintbox und Ähnliche) am menschlichen Körper, am menschlichen Gesicht: Körper werden deformiert und hybridisiert (Inez van Lamsweerde), konstruiert (Keith Cottingham, »Fictitious Porträts«, 1992), Gesichter werden ›gefaltet‹ (Valie Export, »o.T.«, 1989), ihres Antlitzes (Anthony Aziz/Sammy Cucher, »The Dystopia Series«, 1994), ihrer Individualität (Nancy Bursons »Chimärenserie« 1982ff.) beraubt. [51] An der Schnittstelle des menschlichen Körpers überlagert sich der postfotografische Diskurs mit dem des ›‹Posthumanen‹ [52] , wobei die digitale Bearbeitung gewissermaßen metaphorisch für die allgegenwärtige schönheitschirurgische und zukünftige gentechnologische Veränderbarkeit des menschlichen Körpers steht. Während die Rede vom ›Posthumanen‹ jedoch in einem eher affirmativen Gestus die Imaginierung eines neuen Designs, eines neuen Modells des Menschen vorantreibt [53] , visualisieren die genannten künstlerischen Arbeiten das Unbehagen, das die Verunsicherung unserer traditionellen
Vorstellungen von Ähnlichkeit und Identität des Subjekts [54] auslöst (bestätigt vom traditionellen fotografischen Porträt in seiner Referenz auf eine individuelle Physiognomie, einen unverwechselbaren Körper), das heißt sie beziehen sich ›dystopisch‹ auf eine sich möglicherweise verändernde Gestalt des ›Humanen‹.
»Die digitalen Bildtechniken haben ein fotografisches Modell der Repräsentation, die raumzeitliche Gebundenheit eines lichtempfindlichen Trägermaterials an eine raum-zeitliche Konstellation/Figuration vor der Kamera buchstäblich ausgeschaltet und zur Disposition gestellt. Die Ontologie des fotografischen Bildes, wie sie in den 1920er Jahren von Kracauer bis Benjamin, später Bazin bis Barthes gedacht wurde, ist in ihren Grundfesten erschüttert. Auch die an Charles S. Pierce angelehnte Theorie des Index erscheint nun angesichts der binären Kodierung fotografischer Kontingenz als obsolet.« [55] Die Indexikalität der Fotografie