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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathBaldessari
 
 
 
 
 

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Filmen kombiniert, reißt Baldessari sie aus ihrem intendierten Erzählzusammenhang. So bringt die Montage latente Bedeutungen der Filmstills in den Vordergrund. (In dieser Hinsicht ist die Fotografie selbst metonymisch, denn die Abmessungen des 35 mm-Kleinbild-Negativs sind unmittelbar vom Format des Kinofilms abgeleitet.) Diese Zweckentfremdung der Fotos befreit sie aus ihrer normalen denotativen Funktion und läßt sie in eine fundamentalere Materialität zurückfallen, die Eisenstein die »faktische Unveränderlichkeit der Aufnahme« nannte. Weil aber die Kamera immer einen Informationsüberschuß produziert, lässt eine Fotografie sich nie auf eine eindeutige Bedeutung reduzieren; dies bleibt der Bildunterschrift überlassen. Auch die »unveränderliche« Aufnahme erlaubt also noch Variationen – jedenfalls auf der Ebene dessen, wie sie verstanden wird. Diese Rückkehr zur Foto-Materialität löst eine befreiende Unbekümmertheit aus. Der Künstler benutzt die Stills, um die Grammatik des Films offenzulegen – ein so tief verinnerlichtes System, dass es für gewöhnlich gar nicht bemerkt wird. Baldessaris Reflexivität reagiert auf diese Weise auf Film und

 

Fernsehen als die dominanten Zeichenpraktiken der Massenkultur, als diejenigen Orte, an denen die Subjektivität am nachhaltigsten geformt und transformiert wird. Die Fokussierung auf den Subtext untergräbt nicht nur die Überdeterminierung konventioneller narrativer Bilder, sondern zeigt auch auf, wie Film und Fernsehen eine vertiefte Form der Apperzeption in der Massenkultur kultivieren.

5. Zwischen Glamour und Langeweile

In Warhols Werk entsteht Langeweile vor allem aus der Apperzeption, nämlich aus der verallgemeinerten Erfahrung des Schocks in der Massenkultur. Warhol war auch eine Schlüsselfigur für die Umwertung der Ästhetik des Action Painting. Ordinär gesagt, ersetzte er Farbe durch Pisse. Oder, diskursiver formuliert: Mit seiner Behauptung, dass er eine Maschine sein wollte, setzte er an die Stelle der Authentizität eine romantische Umkehrung von Authentizität. Dies erklärt den fatalen Glamour in Warhols Filmen. Die fundamentale Tragödie dabei ist offenkundig die Zerstörung des Authentischen durch die Kamera: »Die Superstars verblassen.« Das genau ist, was

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