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Rückblenden (psychisches Gedächtnis) liefern nicht die Antwort, denn sie gehören noch einer sensomotorischen Situation an und sind als virtuelle Bilder an ein aktuelles Bild (der Gegenwart) geknüpft. Erst wenn das aktuelle Bild zugleich als virtuelles Bild in Betracht kommt und »mit dem eigenen virtuellen Bild als solchem in Beziehung tritt«, entsteht das, was Deleuze als »Zeit-Bild« bezeichnet. Eine anfänglich reine Beschreibung verdoppelt sich, wiederholt sich, beginnt erneut, verzweigt sich und widerspricht sich, um ein »zweiseitiges, wechselseitiges Bild« zu konstituieren, in welchem Aktuelles und Virtuelles ununterscheidbar sind und sich in einem fortdauernden Austausch befinden (der Film »Letztes Jahr in Marienbad« von Resnais und Robbe-Grillet ist ein ›didaktisch‹ herausragendes Beispiel dafür). Damit verliert »die Unterscheidung des Subjektiven und Objektiven in dem Masse an Bedeutung, wie die optische Situation oder die visuelle Beschreibung die motorische Handlung ersetzen. Wir haben es hier in der Tat mit einem Unbestimmbarkeits- oder Ununterscheidbarkeitsprinzip zu tun: Man weiß nicht mehr, was imaginär und real, körperlich und mental in

 

der Situation ist, nicht weil man diese Merkmale vermengte, sondern weil man es nicht mehr zu wissen braucht und es keinen Anlass gibt, danach zu fragen«. [29] Durch diese Ununterschiedenheit ergibt sich eine Umkehrung in der Zeitvorstellung: Die Zeit ist nicht mehr das Maß der Bewegung, sondern die Bewegung eine Perspektive der Zeit. Damit entsteht eine Struktur, die Deleuze als »Kristall« bezeichnet und theoretisiert: »Blicken wir in den Kristall, dann nehmen wir nicht mehr den empirischen Verlauf der Zeit als Sukzession von Gegenwarten wahr. […] Was man im Kristall erblickt, ist das direkte Zeit-Bild oder die transzendentale Form der Zeit«. [30] Zugleich entsteht ein neuer Zeichencharakter, den Deleuze als »Hyalozeichen« (von griech. Hyalos Kristall, Glas) bezeichnet und der den Kristall in drei »Koaleszenzen« und Koexistenzen sinnfällig macht: als Austausch von Aktuellem und Virtuellem, von Reinem und Undurchsichtigem und von Keim und Milieu. Es handelt sich um Beziehungen, in denen Bilder ihren eigenen Inhalt anziehen und (als rein optische und akustische Situationen) zum Kristallisieren bringen. Es ist hier nicht der Ort, Deleuzes ›Anwendung‹ dieser

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