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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathGraham
 
 
 
 
 

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und nach der Filmvorführung buchstäblich sein eigenes »Eingehülltsein in dem Projektionsschirm«: Er nimmt sich als im Raum fließend und durchlässig für andere Körper wahr. Zugleich aber wird diese »Durchlässigkeit des Inneren und seine Fusion mit dem Äußeren« für den außenstehenden Betrachter erfahrbar: dadurch, dass das projizierte Bild nach außen dringt, und zugleich dadurch, dass er durch es hindurch das Publikum im Kino sehen kann.

Indem Graham die metapsychologischen filmtheoretischen Konzepte – der Filmleinwand als Spiegel und als durchlässige »dream screen« – aufgreift und wörtlich umsetzt, schafft er eine völlig neue, von Baudry nicht vorgedachte Situation, in der die private Erfahrung des Filmbetrachters in eine psychosoziale Erfahrung verwandelt ist. Die Position des Filmbetrachters als phänomenologisches Zentrum wird nicht dadurch in Frage gestellt, dass er als quasi-externer Beobachter den technischen Apparat vor Augen geführt bekommt, sondern dadurch, dass er mit einer Situation konfrontiert ist, die er immer nur einseitig erfassen kann. Was für Baudry der Grund war, theoretisch hinter das Spiegelstadium zurückzugehen

 

– der Umstand, dass der Filmzuschauer in der Filmleinwand als Spiegel seinen eigenen Körper nicht sehen kann –, ist für Graham gerade einer der Gründe, warum er den Spiegel als Projektionsschirm verwendet: Er möchte dem Betrachter am Ende des Films das Bewusstsein seines eigenes Körpers und seiner Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe wiedergeben – und zwar gerade auch an dem Ort, an dem er sich zuvor mit der filmischen Illusion und mit den Filmschauspielern identifizieren konnte: auf dem Projektionsschirm.

Das erweiterte Verständnis der »cinematischen Situation«

Die Apparattheorie hatte letztlich keine Antwort auf die Frage, wie die psychologischen Funktionsmechanismen, die sie beschreibt, als solche für die Filmbetrachter einsichtig zu machen waren. Sie orientierte sich an der Vergleichbarkeit der Situation des Filmbetrachters mit der Situation der Gefangenen in Platos Höhlengleichnis und setzte damit zugleich einen idealen, transzendentalen, externen Betrachtungsstandpunkt voraus, von dem

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