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der Ausparung aus dem Sichtbarkeitsfeld und damit ihrer Ortlosigkeit verdankt, die ins Feld der sichtbaren Präsenz eine bedrohliche Abwesenheit des Wahrheitsgrundes der klanglichen Effekte einbrechen lässt. Für die französische Filmtheorie hat sich dieser Problemkomplex sehr schnell mit psychoanalytischen Termini verbunden, die vor allem der Lacan- Schule entstammen. Lacan war es schließlich, der die Partialobjekttheorie der klassichen Freudschen Triebtheorie um Blick und Stimme erweiterte, der audiophone und skopophile Zusammenhänge ins libidinöse Szenario integrierte. Vor diesem theoretischen Hintergrund hat der Filmanalytiker Michel Chion in seiner bahnbrechenden Studie zur »Stimme im Kino« dem Phänomen einen Namen verliehen. Er präzisiert, dass es den Ton natürlich nicht gibt, sondern dass es sich im Grunde um die Probleme einer Lokalisation und Inkarnation akustische Phänomene handelt, um die Hörbarkeit der Stimme in einer räumlichen Konstellation. Im Gegensatz zum Visuellen mit seiner Partialität und seiner Gerichtetheit ist das Auditive »omnidirektional«, d. h. es überschreitet bzw. besser überbordet

 

den Sehausschnitt in jeder Richtung und Hinsicht. Chion erinnert hier an die schon frühen Erfahrungen des Kindes im Mutterleib, die eine auditive Beziehung prägen, bevor sich das Bild ihr aufsetzt. Das Beunruhigende an der Stimme zeigt sich also, wenn sie losgelöst im Raum erklingt, ohne einem punktuellen Sprechakt bzw. einem lokalisierbaren Sprecher zugeordnet werden zu können. Sie nimmt den Zuschauer gefangen, orientiert seine Phantasie im Außen des imaginären Filmschauplatzes. Dieses Ersetzen der inneren durch die äußere Stimme wird schon am Übergang vom Stumm- zum Tonfilm spürbar oder, wie Chion schreibt: »Es ist also nicht die Abwesenheit der Stimmen, die durch den Tonfilm gestört wurde, sondern vielmehr die bis dahin dem Zuschauer belassene Möglichkeit, sie sich nach Gutdünken einzubilden.«[14] Ausgehend von einer Kritik an der Vernachlässigung der Stimme die einerseits im Sammelbegriff »Ton« unterzugehen droht, andererseits auf »Sprache« reduziert wird rekonstruiert Chion eine »vokozentristische« Entwicklung des Films ausgehend von Phänomenen des Hörens ohne Sehen. Das Grundphänomen einer fundamental der

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