Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathMedienkunst im Überblickicon: navigation pathGesellschaft
 
 
 
 
 

icon: previous page

Im Kontext des Mai 68 arbeiteten Filmregisseure wie Chris Marker, Alain Resnais und Jean-Luc Godard an der Erstellung anonymer »CINE-Tracts« (Flugblattfilme), die sich in kurzen Montagen von stummen Bildern mit Zwischentiteln an der Aufarbeitung der unmittelbaren Tagesereignisse versuchten und so ein agitatorisch-didaktisches Ziel verfolgten, das an das Vorbild Dziga Vertov erinnert.[8] Godard, der seit seinem Spielfilmdebüt mit »Außer Atem« (1959) als der innovativste und radikalste Vertreter der französischen Nouvelle Vague galt, hatte sich Ende der 1960er Jahre in der Folge des Vietnam-Krieges zunehmend radikalisiert. Er wollte nicht nur »politische Filme machen«, sondern »politisch Filme machen«, »militant« sein (Godard). Gemeinsam mit dem sozialistischen Theoretiker und Ex-Studentenführer Jean-Pierre Gorin gründet er die Gruppe »Dziga Vertov«, um außerhalb des kommerziellen Kinos revolutionäre Filme im Kollektiv zu produzieren.[9] Mit der Gründung des Sonimage-Studios (1973) zusammen mit Anne-Marie Miéville beginnt Jean-Luc Godard als einer der ersten Filmregisseure, sich mit dem Medium Video auseinander zu setzen.[10] Er wendet sich jetzt konkreten Bildern

 

und Tönen zu, die im Alltag ihre Spuren hinterlassen – vorzugsweise Werbeseiten von Illustrierten, Fernsehspots, Ikonen der politischen Berichterstattung. Dieses akustische und visuelle Found Footage kombiniert er mit Sequenzen aus eigenen Filmen, später mit langen, neu gedrehten Interviewpassagen. Godards Ziel ist es nicht nur, sein eigenes Material einer grundlegenden Revision zu unterwerfen, sondern die vorgefundenen Bilder und Töne den sie dominierenden Beschreibungen durch eine omnipräsente Medienmaschinerie zu entreißen und dadurch neu sicht- und hörbar zu machen (Interview 1976).[11]

Ein zweites wichtiges Inspirationsmoment der politischen Medienkunst seit den 1970er Jahren sind die Schriftsteller der so genannten Beat Generation. Am 1. Oktober 1959 erfanden Brion Gysin und William Burroughs, dessen Buch »Naked Lunch« gerade erschienen war, im Beat Hotel in Paris die Technik des Cut-up. Diese Technik besteht darin, vorgefundenes Text- und Audiomaterial willkürlich auseinanderzuschneiden und nach dem Zufallsprinzip wieder zusammenzufügen.[12] Dabei kommen durchaus

icon: next page