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vollständige Sätze zustande, die teils erheiternden Nonsens enthalten, teils aber auch einen verschlüsselten Sinn zu haben scheinen. Gysin und Burroughs setzten auch Tonbandgeräte ein, deren Bänder von Hand über die Tonköpfe gezogen wurden, so dass auf einmal ganz neue Laute und Wörter zu hören waren. »Es war, als würde ein Virus das Wortmaterial von Mutation zu Mutation treiben«,[13] und Burroughs fand es durchaus naheliegend, in seinen ersten Textmontagen einen Bericht über den Stand der Virusforschung zu verwenden. William Burroughs setzt also einerseits Medien (Tonband) zur Produktion von Texten ein: In der ersten Hälfte der 1960er Jahre publizierte er drei mittels des Cut-up-Verfahrens erstellte Romane: »The Soft Machine«, »The Ticket that Exploded« und »Nova Express«. Darüber hinaus überträgt Burroughs die Technik des Cut-ups auch direkt auf Medienprodukte: auf seine in dieser Zeit entstandenen experimentellen Kurzfilme »Towers Open Fire« (1963) und »The Cut-Ups« (1965). In dem Roman »Nova Express« (1964), der die Cut-up-Methode in ihrer ganzen Radikalität vorführt, stehen Burroughs' Interessen dieser Zeit im Vordergrund: »Sprachtheorie,

 

Verhaltenssteuerung, Gedankenkontrolle, Virus als ominöser Organismus an der Grenze zwischen lebender und toter Materie und Virus als Metapher für die Wirkungsweise von Sprache.«[14] Hier findet sich auch der Ursprung von Burroughs' These »Language is a virus from outer space« (»Sprache ist ein Virus aus dem All«), die Anfang der 1980er Jahre in der Hit- Single der Performancekünstlerin Laurie Anderson unverhoffte Verbreitung finden sollte.[15] Die Literaturkritik des Jahres 1964 war ratlos. Marshall McLuhan jedoch, der im Dezember 1964 Burroughs Cut-up-Romane in einem Essay für die Zeitschrift The Nation analysierte, kam zu dem Schluss, dass diese so etwas seien wie »der Report eines Ingenieurs über das risikoreiche Terrain und die zwanghaften Prozesse des neuen elektronischen Environments«.[16] Burroughs' Verwendung von Medien richtet sich – nach dem Einsatz zur Text- und Filmproduktion in der ersten Hälfte der 1960er Jahre – schließlich in einem dritten Schritt auf eine außerkünstlerische Subversion gesellschaftlicher Prozesse. Um diese von einer allmächtigen Medienmacht ausgehenden, »zwanghaften Prozesse« erfolgreich zu unterlaufen, empfiehlt Burroughs in

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