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Analytische Dekonstruktion, Subversion und Aufbau alternativer Produktions- und Distributionskanäle stellen dabei in den 1970er Jahren nur einige der »postutopischen Strategien«[3] in Bezug auf das Fernsehen dar, die in diesem Text anhand wichtiger künstlerischer Beispiele exemplarisch vorgestellt werden sollen. Medienkünstlerinnen und -künstler betreiben analytische Dekonstruktionen des Massenmediums Fernsehen mit den Mitteln der Kunst (Dan Graham, Dara Birnbaum, Klaus vom Bruch, Marcel Odenbach).[4] Außerdem bedienen sie sich subversiver Strategien bei der künstlerischen Besetzung von Nischen in der expandierenden Medienlandschaft (Paul Garrin, Brian Springer) und versuchen, eigene Produktionskontexte und Distributionsmedien zu entwickeln (Rabotnik TV, Kanal X). Wie jedes neue Medium weckt auch das Medium Video die Hoffnung auf künstlerische Freiräume und eine Revolutionierung der Produktionsmittel. Viele medienkünstlerische Projekte der 1970er Jahre zielen daher konsequent auf eine Umwandlung der Sender-Empfänger-Struktur ab – eine Forderung, die schon Bertolt Brecht in seiner »Radiotheorie« in den 1930er Jahren erhoben hatte.
Hans Magnus Enzensberger aktualisiert diese 1970 in seinem Text »Baukasten zu einer Theorie der Medien«. Zu Beginn der 1970er Jahre beginnt auch eine Reihe feministischer Künstlerinnen mit dem Medium Video zu arbeiten (Ulrike Rosenbach, Valie Export und andere). Video als neues, noch nicht durch starre Regeln und Traditionen belastetes Medium gilt in diesem Kontext als ideales Medium der Emanzipation. In den 1980er Jahren wird jedoch klar, dass das Medium Video die in es gesetzten Hoffnungen alternativer Medienkanäle nur zu einem geringen Maß hat erfüllen können. Mit dem Internet und den digitalen Medien kommen Anfang der 1990er Jahre neue Medien auf, welche auf Grund ihrer technischen Struktur und der relativ guten Verfügbarkeit des Zugangs erneut Brechts Utopie eines genuinen »Kommunikationsapparates« in greifbare Nähe rücken lassen. Während der (künstlerische) Netzaktivismus der 1990er Jahre in vielem an die gesellschaftlichen bzw. gesellschaftskritischen Projekte der 1970er und 1980er Jahre anschließt, hebt er sich doch durch seine globale Reichweite ab, die mit der Kommunikation über das Internet erstmals möglich geworden ist.