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Éphémère (Davies, Charlotte), 1998
 
 
 

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aufglimmend.

Brisant und wegweisend vor allem ist Davies' Anliegen, ein natürliches, intuitives Interface zu entwickeln. Das Interface ist die Kontaktoberfläche, auf der sich Mensch und Maschine treffen, um sich mit sich selbst oder anderen auszutauschen. Die Gestalt ist frei formulierbar. Im Interface, das vom agierenden Betrachter entsprechend den Regeln der Illusionswelt bedient werden muss, trifft die auf Vermittlung ausgerichtete Struktur der Simulation mit den menschlichen Sinnen zusammen. So funktioniert das Interface bei der virtuellen Realität weitaus nachhaltiger als Schlüssel zum digitalen Kunstwerk und formt sowohl die Wahrnehmung als auch die Dimension der Interaktion. Der Betrachter, den die Künstlerin gern als Eintauchenden, ›Immersant‹, bezeichnet, kontrolliert die Navigation durch den Datenraum anhand eines leichten, mit Sensoren gefütterten Brustharnischs, der vor jeder Reise ins Virtuelle angelegt werden muss und der die Körperatmung sowie jede Bewegung des Oberkörpers an die Software vermeldet. Indem sich das Interfacekonzept eines intuitiven körperlichen Vorgangs bedient, gestaltet sich

 

die unbewusste Verbindung mit dem virtuellen Raum weitaus intensiver als etwa durch den Gebrauch von Joysticks oder Computermäusen. Resultat ist ein erstaunliches Gefühl leiblicher Präsenz, die im Verlauf des ›Aufenthalts‹, nicht zuletzt durch die Musik befördert, eine entsprechende emotionale Gestimmtheit bewirkt. Jede Zone hat ihr eigenes Tonfeld. Überhaupt leistet der Klang einen ganz entscheidenden Beitrag für das Gefühl der Anwesenheit.[28]

Die jüngst vorgestellte Arbeit »Éphémère« (1998) erscheint im ersten Moment als Zwilling von »Osmose«, ein virtueller Raum, der in Echtzeit reaktive Bildwelten produziert.[29] Während »Osmose« tief in einer spirituellen Konzeption von Natur beheimatet war, schließt die Bildwelt von »Éphémère« Körperorgane, Knochen und Blutkreisläufe mit ein. Wenn man sie danach fragt, erzählt Davies, dass »Éphémère« von einem tatsächlich existierenden Ort in ihrer Heimat Quebec inspiriert worden ist und in gewisser Weise ein Lamento, eine Elegie, ja einen Raum der Erinnerung für das Vergehen der Natur, wie sie uns vielleicht einmal vertraut war, symbolisiert.

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