Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathMedienkunst im Überblickicon: navigation pathImmersion
 
Memory Theater VR (Hegedüs, Agnes), 1997Home of the Brain (Fleischmann, Monika; Wolfgang Strauss), 1992
 
 
 

icon: previous page

Giulio Camillo[31] um 1550. Dieses historische Konzept der Gedächtnistheater setzt – wie wenige Jahre zuvor Bill Viola[32] – die über Jahre am ZKM tätige Ungarin Agnes Hegedüs bewusst ein, mit dem Unterschied jedoch, dass Hegedüs den Benutzern ihrer virtuellen Räume eine dynamische Struktur mit intermedialen Bezügen eröffnet und damit eine Erweiterung der historischen Gedächtnistechniken mit den medialen Mitteln der Gegenwart zum Konzept erhebt. Damit scheint die virtuelle Kunst eng mit dem heute so verbreiteten Trend, Wissen zu inszenieren, verwoben zu sein, ja die Abkehr von der Desktop-Metapher zu inspirieren und voranzutreiben und durch dynamisch generierte räumliche Visualisierungen zu ersetzen. Eine ausgewiesene Repräsentantin hierfür ist Agnes Hegedüs. In ihrem »Memory Theater VR« von 1997 versetzt Hegedüs die Besucher in eine Panoramarotunde einer im Rund aufgehängten Projektionsleinwand, die zugleich die Grenzen des Environments im realen Raum festlegt und somit ein virtuelles Theater formt. Reiche geistige Bezüge formuliert das Hegedüssche Panorama, das quer durch die Kunst- und Mediengeschichte führt und die

 

Betrachter auch mit manieristischen, futuristischen oder dekonstruktivistischen Virtualitäten konfrontiert. Es ist eine Kombination der geistesgeschichtlichen Einschnitte, mediale Emblemata, die vor dem inneren Auge in immer neuen Kombinationen figurieren und den Betrachtern eigene Erinnerungsbilder ermöglichen.

Einer der frühesten Gedächtnisräume, der eine vollkommen neue Form von Öffentlichkeit repräsentierte – die Öffentlichkeit globaler Computernetze – war 1991 bereits »The Home of the Brain« von Monika Fleischmann und Wolfgang Strauss. Im Forschungsinstitut ART+COM entstand ein, so Strauss, »morphologischer Simulationsraum, in Bewegung«[33], polysensuell und interaktiv erfahrbar. Die Architektur von Mies van der Rohes Neuer Nationalgalerie in Berlin bildet die elektronische Hülle für »The Home of the Brain«, ein digitales Datenarchiv unterschiedlicher Denkweisen. Als moderne Version einer Stoa bietet »The Home of the Brain« einen simulierten, symbolgeladenen Denkraum der Information, in dem ein metaphorischer Diskurs um die ethischen und gesellschaftskulturellen Implikationen

icon: next page